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Politik: Bereit zum Duell

Bei der Fernsehdebatte treffen Sarkozy und Hollande direkt aufeinander – ihre Berater haben nichts dem Zufall überlassen.

Es war ein Fernsehduell vor 20 Millionen Franzosen: Am Mittwochabend traten Nicolas Sarkozy und François Hollande, die beiden Spitzenkandidaten bei der Stichwahl ums Präsidentenamt am kommenden Sonntag, zum ultimativen Schlagabtausch an. Hinter ihnen lag zu diesem Zeitpunkt ein siebenmonatiger Wahlkampf, in dem sich der um seine Wiederwahl kämpfende Präsident und sein sozialistischer Herausforderer bis dahin gewissermaßen nur auf Distanz duelliert hatten. Bei der Konfrontation im Fernsehen trafen die beiden nun ganze zweieinhalb Stunden direkt aufeinander. Hollande setzte darauf, dass sich nach der Sendung der Trend zum Wechsel im höchsten Staatsamt bestätigen würde. Sarkozy hoffte, dass sich die Meinungsumfragen ab Donnerstagmorgen vielleicht doch noch zu seinen Gunsten ändern könnten.

Der Publizist Alain Duhamel hat das TV-Duell, das regelmäßig zwischen den beiden Wahlgängen beim Rennen um die französische Präsidentschaft stattfindet, ein „republikanisches Ritual“ genannt. Wie schon in der Vergangenheit war auch diesmal bei der Vorbereitung des Spektakels, das nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe ab 21 Uhr von mehreren Rundfunk- und Fernsehsendern übertragen wurde, nichts dem Zufall überlassen. Von der Ausstattung des Aufnahmestudios, in dem die beiden Kontrahenten vor einem Bild des Elyséepalasts Platz nahmen, über die Raumtemperatur und die Zahl der Kameras und deren Einstellungen bis zur Anwesenheit von vier Schiedsrichtern, die mit der Stoppuhr über die Redezeiten wachten – nichts blieb ungeklärt in einem Protokoll, das die Berater Sarkozys und Hollandes unterzeichnet hatten. Als Themen waren die Blöcke Wirtschaft und Soziales, Gesellschaft, Regierungsstil sowie Internationales vereinbart worden. Zwei Journalisten der TV-Sender TF1 und France 2 leiteten die Debatte.

Weder Sarkozy noch Hollande hatten sich auf die Konfrontation besonders vorbereitet, behaupteten ihre Berater. Sarkozy habe keine Sparringspartner gebraucht, da er seine Argumente in seiner Amtszeit erprobt habe, sagte ein Sprecher des Präsidenten. Auch Hollande verzichtete nach Auskunft seines Stabes auf ein spezielles Training für das Duell. Beide Kandidaten hatten sich am Mittwoch jedoch zurückgezogen, um sich auf die Konfrontation am Abend zu konzentrieren und sich Strategien zur Verunsicherung des Kontrahenten auszudenken. 2007 hatte Sarkozy die sozialistische Kandidatin Ségolène Royal dadurch genervt, dass er sie während er Debatte nie anschaute. Diesmal wollte der amtierende Präsident seinen Gegner als „wolkig“ und „gefährlich“ vorführen, verhießen seine Berater. Sarkozy stehe mit dem Rücken zur Wand, erklärte Hollandes Stab, von dessen Aggressivität werde sich ihr Kandidat nicht provozieren lassen.

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