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Politik: Berlin – immer patenter

Zahl der Erfindungen steigt / Bei der Biotechnologie ist die Hauptstadt sogar mit München Spitze

Berlin - Der Forschungsstandort Berlin gewinnt an Bedeutung. Im neuen Patentatlas, der alle fünf Jahre erstellt wird, zeigt sich das insbesondere bei der Biotechnologie. Die Hauptstadt belegt hier Platz zwei. „Die Räume München und Berlin haben ihre Spitzenposition durch beachtliche Ausweitung der Erfinderaktivitäten noch weiter ausgebaut“, teilte das Deutsche Patent- und Markenamt, das den Atlas erstellt, am Freitag mit. Aus München kommen 9,8 Prozent aller biotechnologischen Patente, aus Berlin 8,5 Prozent. Sowohl in den beiden Metropolen als auch im bundesweiten Durchschnitt hat sich die Zahl der Patente dieser Branche etwa verdoppelt.

„Wenn das kein gutes Zeichen für den Innovationsstandort Berlin ist“, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf dem Tagesspiegel. Berlin schneide in Rankings meist schlechter als andere Standorte ab, „weil Patente aus Konzernen oft am Sitz der Konzernzentrale angemeldet werden, obwohl die Innovation aus Berlin stammt.“ Für den Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Eric Schweitzer, wird die Biotechnologie eine „immer stärkere Bedeutung“ erlangen. „Dem muss auch die Politik stärker Rechnung tragen und den Unternehmen beste Rahmenbedingungen bieten“, sagte er dem Tagesspiegel.

Der Berliner Senat hat die Gesundheitswirtschaft zu einem „Cluster“ – einem Schwerpunkt seiner Wirtschaftsförderung – erklärt. Einer der Motoren der Branche ist Adlershof, wo rund 400 technologieorientierte Unternehmen mit fast 4000 Beschäftigten angesiedelt sind.

„Die hohe Zahl der Patente zeigt, dass in der Berliner Biotechszene eine hohe Innovationskraft vorhanden ist“, sagte Thilo Spahl, Sprecher der Berlin-Brandenburger Koordinierungsbörse Biotop, dem Tagesspiegel. Ähnlich äußerte sich Jens Schneider-Mergener, Chef der Biotechfirma Jerini: „Das zeigt, dass in Berlin viel geforscht wird.“ In der Region gibt es so viele Biotechfirmen wie sonst nirgendwo in Deutschland, insgesamt 170. Auch die Dichte der Universitäten und Forschungseinrichtungen ist nirgends so hoch wie hier. Patente sind wichtig, weil Firmen damit ihr Wissen gegenüber Konkurrenten schützen können. „Sie sind Voraussetzung für erfolgreiche Produkteinführungen“, sagt Achim Plum von der Berliner Firma Epigenomics. Nach der Markteinführung von Medikamenten, die viele der Firmen entwickeln, garantieren Patente dem Hersteller für begrenzte Zeit exklusive Nutzungsrechte – als Gegenleistung für hohe Entwicklungskosten. „An einem Patent kann sehr viel Geld hängen“, sagte Biotop-Sprecher Spahl. Auch für Investoren ist die Zahl der Patente ein wichtiges Kriterium.

Aber auch über alle Branchen hinweg rückt Berlin bei den Patentanmeldungen auf. Während Stuttgart, München, Düsseldorf und das Rhein-Main-Gebiet unverändert die ersten vier Plätze belegen, ist Berlin um zwei Plätze auf Platz sechs vorgerückt und hat damit Braunschweig und Köln überholt. Innovativ sind in Berlin auch besonders die Bereiche Elektrotechnik, Elektronik, Nachrichtentechnik, Messgeräte, Optik und Fotografie, stellt die Münchner Behörde fest. Im Osten Deutschlands ist Berlin mit großem Abstand Spitzenreiter bei den Patenten.

So gut diese Entwicklung ist, in absoluten Zahlen hat Berlin nur geringe Fortschritte gemacht. 2005 meldeten Erfinder 1179 Patente an, 7,2 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. Von den Spitzenreitern ist das Welten entfernt: Stuttgart steigerte die Patentzahl um 30,7 Prozent auf 4775 und München um 24,5 Prozent auf 3849.

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