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Politik: Berliner Jugendliche wollen extreme Parteien wählen oder gar nicht

BERLIN (kög).In Berlin verlieren die großen Volksparteien bei Erstwählern immer mehr an Boden.

BERLIN (kög).In Berlin verlieren die großen Volksparteien bei Erstwählern immer mehr an Boden.Über ein Drittel der Oberschüler und Auszubildenden in gewerblich-technischen Berufen ginge erst gar nicht zur Wahl.Dies besagt eine noch nicht veröffentlichte Jugendstudie, die dem Tagesspiegel vorliegt.Im Ostteil der Stadt zeichnen sich zudem extreme Gewinne für rechtsradikale Parteien ab: Wie in Sachsen-Anhalt würde hier bei den Lehrlingen jeder Dritte rechts wählen.

Die bislang umfangreichste Studie über Wahlverhalten und Lebenstile junger Berliner hat das Zentrum für Europäische Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit der Freien Universität im Herbst 1997 im Auftrag der Senatsschulverwaltung erstellt.Befragt wurden 6600 Oberschüler und Lehrlinge.4400 Jugendliche, die das Wahlalter bereits erreicht haben oder in Kürze volljährige werden, antworteten auf die Frage nach der Parteipräferenz, sagte Studienleiter Hans Merkens, Professor am FU-Institut für Allgemeine Pädagogik, auf Anfrage.

Das Ergebnis: Die stärkste Fraktion bilden die Nichtwähler.Ihr gehören 41 Prozent der Ost-Berliner Schüler in der 9.bis 12.Klasse an.36,6 Prozent der Auszubildenden im Ostteil wissen nicht, ob und wen sie wählen sollen.In West-Berlin sind es bei den Schülern 34,2 Prozent, bei den Lehrlingen 31,4.Gehen Jugendliche indes zur Wahl, dann favorisieren sie extreme Positionen."Bei den Ost-Auszubildenden erhalten Grüne, CDU und SPD zusammen soviele Stimmen wie die Rechten", sagt Mertens.Nimmt man alle 4400 zum Wahlverhalten Befragten zusammen, so wählt die Hälfte Parteien am linken beziehungsweise am rechten Rand.Vorgegeben wurden auch Republikaner, NPD und FAP: 20,8 Prozent der befragten 1174 Lehrlinge im Ostteil machten hier ihr Kreuzchen.Ost-Berliner Oberschüler wählen zu 6,7 Prozent rechts - sie geben zuallerst den Grünen (13,9 Prozent) und der PDS (13,3) ihre Stimme.Das Ergebnis bei den Lehrlingen sei so besorgniserregend, weil die gleiche Gruppe in Sachsen-Anhalt die DVU favorisierte, sagte Mertens.

Die Studie belege zudem, daß die von CDU und SPD vorgebrachte Erklärung, rechte Wähler seien Protestwähler, nicht zutreffe: Sie stimmten eher für linke Parteien.

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