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Beslan: Putin kritisiert Ermittlungen nach Geiseldrama

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am ersten Jahrestag der blutigen Beendigung des Geiseldramas von Beslan eine genauere Arbeit der Ermittlungsbehörden gefordert.

Moskau (03.09.2005, 14:00 Uhr) - Nach Beschwerden von Angehörigen der insgesamt 331 Toten wies Putin am Samstag in Moskau die Generalstaatsanwaltschaft an, einen Sonderermittler nach Beslan zu schicken und «alle Informationen zum Fall umfassend zu überprüfen». In Beslan gedachten die Menschen mit einer Schweigeminute der ersten Explosion im Schulgebäude von Beslan am 3. September 2004, die eine chaotische Erstürmung des Gebäudes durch Polizei und Angehörige der Geiseln zur Folge hatte.

Aus den Reihen der versammelten Angehörigen wurde erneut Kritik am Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen die überwiegend tschetschenischen Terroristen laut. Bis heute fehlt ein offizieller Untersuchungsbericht. Bei der Gedenkfeier verloren einige verzweifelte Frauen das Bewusstsein, wie das russische Fernsehen berichtete. Zahlreiche Mütter hatten die vergangenen Nächte in der Schulruine ausgeharrt. Sie nahmen drei Tage lang keine Nahrung zu sich, genauso lang wie ihre Kinder bei der Geiselnahme vom 1. bis 3. September 2004. Auf dem Friedhof von Beslan wurde ein acht Meter hohes Denkmal aus Bronze zu Ehren der Opfer eingeweiht.

Schulkinder aus Beslan ließen im Gedenken an die insgesamt 331 Toten des Geiseldramas ebenso viele weiße Luftballons in den Himmel steigen. Auch zahlreiche Kinder, die das Geiseldrama überlebt hatten, kehrten zur Schule zurück. In der gesamten russischen Teilrepublik Nordossetien stand für eine Minute der Verkehr still, Betriebe stellten vorübergehend ihre Arbeit ein.

In Moskau bekundeten 1500 Schüler bei Veranstaltungen im Haus der Musik ihr Mitgefühl mit den Hinterbliebenen des Geiseldramas. Mit brennenden Kerzen gedachten in der sibirischen Metropole Nowosibirsk 1000 Menschen der Opfer von Beslan. Auch in Dutzenden anderen Städten Russlands kamen die Menschen als Zeichen der Anteilnahme schweigend zu Kundgebungen zusammen.

Präsident Putin hatte am Vortag einer Gruppe von Angehörigen der Beslan-Opfer versichert, man werde in Kürze alle noch offenen Fragen zum Geiseldrama klären. Das Komitee der «Mütter von Beslan» teilte am Freitagabend nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax mit, man habe das Vertrauen in die Staatsführung und in den Kremlchef zurückgewonnen.

«Er (Putin) hat uns versprochen, innerhalb kürzester Zeit alle Fragen zu klären», sagte die Vorsitzende des Komitees, Susanna Dudijewa, nach ihrer Rückkehr in Beslan. Der Präsident sei nach ihrer Einschätzung bislang nur unzureichend über die Hintergründe des Geiseldramas und dessen Eskalation am 3. September 2004 informiert gewesen.

Eine Bande überwiegend tschetschenischer Terroristen hatte am 1. September 2004 mehr als 1100 Menschen in der Schule von Beslan als Geiseln genommen. Die chaotische Erstürmung des Gebäudes am 3. September führte zu der hohen Zahl an Opfern. (tso/dpa)

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