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Politik: Besuch beim Urururgroßvater

US-Präsident Barack Obama sucht in Irland seine Wurzeln – und in London treue Partner

Nach einem Tag in Irland mit volksfestähnlichen Szenen im 300-Seelen-Dorf Moneygall, wo er den für US-Präsidenten obligatorischen irischen Vorfahren ausfindig machte, beginnt Barack Obama an diesem Dienstag einen dreitägigen Staatsbesuch als Gast der Queen in Großbritannien. Er ist neben dem G-8-Gipfel in Deauville der Schwerpunkt seiner Europareise. Am Freitag wird er nach Polen weiterreisen.

In Dublin versicherte der Präsident am Montag, die USA würden „alles tun, um Irland bei seiner wirtschaftlichen Erholung zu helfen“. Dann spazierte er durch das festlich herausgeputzte Moneygall, von wo sein Urururgroßvater Falmouth Kearney 1850 als 19-Jähriger in die USA emigriert war – wie es auch jetzt wieder viele junge Iren tun.

Ziel der Präsidentenreise ist laut einem ungewöhnlich überschwänglichen Briefing des Weißen Hauses, die „Kernallianz“ der USA mit den europäischen Verbündeten zu bekräftigen. Das bezieht sich vor allem auf die Briten. „Es gibt keinen engeren Verbündeten für die USA in der Welt“, betonte der stellvertretende Sicherheitsberater Ben Rhodes.

Zur Bekräftigung werden die Partner bei dem Besuch einen gemeinsamen anglo-amerikanischen Sicherheitsrat aus der Taufe heben, geleitet von den jeweiligen Sicherheitsberatern, der alle zwei Monate bilateral „langfristige strategische Herausforderungen“ erörtern soll. Diese sind auch Kernthemen der Gespräche Obamas mit Premier David Cameron: Afghanistan und Pakistan, der Kampf gegen den Terrorismus, Iran, der Nahe Osten, die Herausforderung, im „arabischen Frühling“ einen Ausgleich zwischen Freiheitsstreben und regionaler Stablität zu finden und nicht zuletzt Sparmaßnahmen und Wirtschaftswachstum.

Kurz nach Obamas Amtsantritt wurde viel über das angebliche Desinteresse des Präsidenten an Europa spekuliert. Die Churchill-Büste im Oval Office, Symbol der „special relationship“, wurde abgeräumt. Auch die Briten signalisierten eine Außenpolitik, die nationales Selbstinteresse vor blinde Bündnistreue stellen würde. Aber nun ist die Beziehung laut dem britischen Außenminister William Hague enger als je. „Je länger eine amerikanische Regierung im Amt ist, desto mehr schätzen sie diese Beziehung“, sagte er vor Gesprächen mit seiner US-Amtskollegin Hillary Clinton. Dem früheren US-Außenminister Henry Kissinger zufolge hat die Aktion gegen Libyen Obamas Meinung von Premier David Cameron gesteigert. „Obama kommt mit einer sehr positiven Einstellung und will das hohe Maß an Vertraulichkeit und Vertrauen wieder herstellen, das es früher gab“, sagte Kissinger in der BBC.

Barack und seine Frau Michelle Obama wohnen als Gast der Queen im Buckingham Palast, die am Dienstagabend ein großes Staatsbankett gibt. „Sie symbolisiert das Beste von England“, sagte Obama, der am Montag in Dublin ausdrücklich die „heilende Wirkung“ des Staatsbesuchs der Queen in Irland in der vergangenen Woche würdigte. Am Mittwoch wird Obama vor dem versammelten Parlament in London eine Grundsatzrede halten, die sich an alle Europäer wenden soll. Obama wird dabei die enormen Blut- und Geldopfer Großbritanniens als Kriegspartner der USA im Irak und in Afghanistan würdigen.

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