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Birmingham: Fünf Terrorverdächtige angeklagt

Acht Tage nach der Razzia in Birmingham wegen der mutmaßlich geplanten Entführung eines muslimischen Soldaten hat die britische Polizei fünf der Festgenommenen formell als Drahtzieher eines Terror-Komplotts angeklagt.

London - Der 36-jährige Paviz K. müsse sich wegen geplanter Entführung und Ermordung eines Mitglieds der Streitkräfte verantworten, sagte die Vorsitzende der Anti-Terror-Einheit der Staatsanwaltschaft, Sue Hemming. Die anderen vier Verdächtigen seien wegen Materialbeschaffung und Finanzierung im Zusammenhang mit einem Terror-Akt angeklagt worden, hieß es weiter. Mit der Anklage bestätigten die Behörden auch erstmals offiziell das geplante Mordkomplott, das in Großbritannien für Bestürzung gesorgt hatte.

Die Polizei wollte nicht die Gerüchte bestätigen, nach denen die Männer gezielt die Entführung eines muslimischen Soldaten geplant hatten. Dies hatten Medien nach der spektakulären Razzia in der vergangenen Woche berichtet. Die wenigen Muslime in den britischen Streitkräften werden von einigen islamischen Fundamentalisten als "Verräter" angesehen.

Drei Verdächtige inzwischen freigelassen

Drei bei der Razzia Festgenommene wurden unterdessen freigelassen. Der neunte Verdächtige sitzt weiterhin ohne Anklage in Untersuchungshaft. Die Polizei hat noch bis Samstag Zeit, auch ihn formell zu beschuldigen oder Haftverlängerung zu beantragen. Andernfalls muss er freigelassen werden.

Einer der beiden Männer, die am Mittwoch freigelassen worden waren, bezeichnete Großbritannien als "Polizeistaat". Die Anti-Terror-Gesetze seien "speziell auf die Muslime zugeschnitten". Ein Sprecher von Premierminister Tony Blair wies diese Anschuldigungen zurück. In einem Polizeistaat wäre es nicht möglich gewesen, derlei Anschuldigungen im staatlichen Rundfunk zu erheben, sagte er. Bürgerrechtsgruppen kritisieren die Regierung, weil immer wieder Informationen über Razzien und Polizeibefragungen an die Medien durchsickerten. In Großbritannien ist die Veröffentlichung von Details, die Gerichtsverfahren im Vorhinein beeinflussen könnten, strikt untersagt.

Die Polizei hatte bei der Razzia in Birmingham neun Männer vermutlich pakistanischer Herkunft festgenommen. Das Opfer der geplanten Entführung sollte nach Angaben aus Ermittlerkreisen enthauptet werden; das Hinrichtungsvideo wollten die Entführer demnach anschließend im Internet veröffentlichen. Die Polizei nahm zu diesen Berichten offiziell bisher nicht Stellung, betonte allerdings die Schwere der mutmaßlich geplanten Verbrechen. Die Ermittler durchsuchten nach eigenen Angaben 18 Wohnungen und Geschäftsräume. Insgesamt seien 4500 Objekte sichergestellt worden, die nun ausgewertet würden. (tso/AFP)

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