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Politik: Bitte nicht stolpern

„35 Jahre beschäftige ich mich jetzt schon mit Deutschland, aber dieses Ergebnis kommt doch ein wenig überraschend. Mein Eindruck ist: Das Land braucht Reformen, Veränderungen sind jedoch unbequem, deshalb scheuen die Wähler sie.

„35 Jahre beschäftige ich mich jetzt schon mit Deutschland, aber dieses Ergebnis kommt doch ein wenig überraschend. Mein Eindruck ist: Das Land braucht Reformen, Veränderungen sind jedoch unbequem, deshalb scheuen die Wähler sie. Als ich Ende der 60er Jahre in Freiburg lebte, regierte schon einmal eine große Koalition. Alles in allem war die nicht so schlecht für das Land. Allerdings wären die Bedingungen heute ganz anders. Parteidisziplin und Führungsstärke haben abgenommen. Aber womöglich bleibt am Ende keine andere Alternative. DreiParteien-Bündnisse wären vermutlich weniger stabil und könnten schneller als gedacht zu Neuwahlen führen. Auch eine große Koalition wird in Deutschlands heutiger Lage vielleicht nicht die drei Jahre von damals halten.

Die Welt kann freilich kein stolperndes Deutschland gebrauchen. Wir benötigen eine Bundesregierung, die international Verantwortung trägt, vom Balkan über Afghanistan und die Atomgespräche mit Iran bis zum Nahost-Friedensprozess. Eine große Koalition stellt viele Signale auf Stopp. Außenpolitisch ist Kontinuität gut, innenpolitisch ist die Aussicht auf wenig Wandel eher bedauerlich.

In den USA werden manche enttäuscht sein. Viele hofften auf die Chance zum Neuanfang. Was nicht heißt: Truppen für Irak. Die hätte auch unter Schwarz-Gelb niemand erwartet, da ist die Bush-Regierung sehr realistisch. Doch man wartet auf eine starke, handlungsfähige Bundesregierung, mit der man besser reden kann.“

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