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Politik: Bitte recht freundlich

Die Gewerkschaften wollen beim Treffen mit dem Kanzler am Freitag Frieden schließen

Die Sache hatten sich die Chefs der großen Gewerkschaften anders vorgestellt: Beim nächsten Treffen mit Gerhard Schröder würden sie auf einen zerknirschten Kanzler treffen, so hatten sie nach dem geplatzten Termin im März vorhergesagt. Schröder würde sie inständig bitten müssen, seine Politik wieder freundlich zu begleiten.

Es ist anders gekommen. Wenn die Arbeitnehmerchefs an diesem Freitag, im Willy-Brandt-Haus erscheinen, wird wohl die große Gerd-verzeih-uns-Show gegeben. „Wir haben einen Fehler gemacht. Wir können die SPD nicht gegen den Kanzler in Stellung bringen. Das wissen wir jetzt“, gibt IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel zerknirscht zu. Das sähen auch seine Kollegen so.

Die Operation Gegenmacht, mit der die Arbeitnehmer versucht hatten, die Reformagenda 2010 zu verhindern, „ist gescheitert“. Man habe die Auswirkungen „nicht ausreichend bedacht“. Auch IG-Metall-Chef Klaus Zwickel hatte in den vergangenen Tagen kleinlaut signalisiert, dass die Zeit des Widerstands vorbei ist.

Man habe erkennen müssen, „dass unser Einfluss auf die Partei geringer ist, als wir dachten“, sagt Wiesehügel. Jetzt wolle man wieder das werden, was die Gewerkschaften vor dem Krach immer gewesen seien: „gesuchte Gesprächspartner in der sozialen Diskussion“. Wiesehügel kündigte an, dass sie künftig „die Entscheidungen der Regierung begleiten wollen“.

Das wolle schließlich auch die Basis, wenn man ehrlich sei. Eine Umfrage habe ergeben, dass die Gewerkschaftsmitglieder den Krach mit der Regierung keineswegs unterstützt hätten. „Unsere Mitglieder wollen zwar, dass wir unsere Interessen vertreten. Aber sie wollen, dass wir das im Konsens tun.“

Nicht einmal weiteren Reformgesprächen will sich die Arbeitnehmerschaft jetzt verweigern. „Ich persönlich würde mich auch an einen runden Tisch setzen. Denn anders bewirkt man nichts“, sagt Wiesehügel jetzt. Nur im Gespräch mit der Regierung könne die Gewerkschaft erreichen, dass das Streichen von Subventionen und Steuervergünstigungen „erträglich“ ablaufen werde. Er werde dafür werben, die Entfernungspauschale nicht anzutasten, sagt Wiesehügel. Hingegen wisse er, „dass die Eigenheimzulage nicht so bleiben kann, wie sie jetzt ist. Da werden wir bei der Neugestaltung mitreden.“

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