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Politik: Bombenanschlag in Moskau: Sicherheitskräfte patrouillieren verstärkt in Fußgängerunterführungen und Metrostationen. Zwei Verdächtige wurden inzwischen festgenommen

Vor der Moskauer Blutspendezentrale standen schon am frühen Morgen über 300 Menschen Schlange: Irgendetwas müsse man doch tun, um den Opfern zu helfen, sagte eine 40-jährige Hausfrau, die ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. Ähnliche Reaktionen waren überall in Moskau zu hören.

Vor der Moskauer Blutspendezentrale standen schon am frühen Morgen über 300 Menschen Schlange: Irgendetwas müsse man doch tun, um den Opfern zu helfen, sagte eine 40-jährige Hausfrau, die ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. Ähnliche Reaktionen waren überall in Moskau zu hören. Sieben Tote und über hundert Verletzte forderte der Sprengstoffanschlag in einer belebten unterirdischen Fußgängerzone. Mehr als 60 Menschen mussten in Krankenhäuser eingewiesen werden. Allein auf der Intensivstation des Sklifassowski-Krankenhauses, Moskaus erste Adresse für Verbrennungen, liegen 17 Patienten, deren Zustand die Ärzte als "sehr kritisch" bezeichnen.

Es bestehe kein Zweifel mehr, dass es sich bei dem Anschlag "um einen terroristischen Akt" handele, sagte der Pressechef des Inlandgeheimdienstes FSB, Alexander Sdanowitsch dem Staatsfernsehen. Die ursprüngliche Version, dass möglicherweise eine Abrechnung rivalisierender Gangs stattfand, scheidet nach Meinung von Experten aus. Bei dem Anschlag seien Profis in Aktion gewesen, die die Täter zumindest instruiert hätten, sagte Moskaus oberster Sprengstoff-Experte Adolf Mischujew. Der Sprengsatz, sei so deponiert gewesen, dass er vor allem Menschen schadete. Der materielle Schaden dagegen halte sich in Grenzen.

Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete den Anschlag als "Tragödie, die das ganze Land erschüttert hat". In Moskau traten noch im Laufe der Nacht zum Mittwoch erhöhte Sicherheitsmaßnahmen in Kraft. Die Polizei patrouilliert verstärkt in Fußgängerunterführungen und Metrostationen. Sie wird unterstützt von Truppen des Innenministeriums. Alle lebenswichtigen Objekte wurden unter verschärften Schutz gestellt.

Auf dem Kasaner Bahnhof, wo die Züge nach Süden und Osten abfahren und zur Urlaubszeit Hochbetrieb herrscht, wurde am Mittwochvormittag in der Gepäckaufbewahrung eine Einkaufstasche mit fast anderthalb Kilo Sprengstoff sichergestellt.

Schon am Dienstagvormittag hatte die Polizei in Moskau und Rjasan größere Mengen von Sprengstoff beschlagnahmt. Laut Itar-Tass waren sie für die Freischärler in Tschetschenien bestimmt. Auch die Staatsanwaltschaft, die inzwischen ein Verfahren gegen unbekannt eröffnete, geht von einer "tschetschenischen Spur" aus. Nach ersten Vernehmungen von Zeugen war der Sprengsatz in einer Tasche versteckt, die zwei Männer mit südländischem Aussehen an einem der Verkaufsstände in der Fußgängerpassage abgestellt hatten, weil sie angeblich Geld wechseln wollten. In der Nacht zum Mittwoch wurden die ersten Tatverdächtigen festgenommen. Wie aus dem Pressezentrum des Inlandgeheimdienstes FSB zu erfahren war, handelt es sich dabei um Kaukasier - einen Tschetschenen und einen Awaren aus dem benachbarten Dagestan. Polizei und Geheimdienst sagten allerdings, Vorsicht sei geboten und die Schuld der Verhafteten sei nicht definitiv bewiesen. Drei Phantombilder tauchten in den Nachrichtensendungen aller Fernsehkanäle immer wieder auf. Gefahndet wird gegenwärtig auch nach einem blauen Lada, den die Täter nach Aussagen von Zeugen als Fluchtfahrzeug benutzt haben sollen.

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