zum Hauptinhalt

Bombenfunde: BKA sucht weitere Zeugen

Den Ermittlern fehlt nach den Bombenfunden in zwei Regionalzügen in Dortmund und Koblenz weiter eine heiße Spur. Das Bundeskriminalamt bittet um weitere Hinweise aus der Bevölkerung.

Berlin - Die bisher eingegangenen weniger als 100 Hinweise seien gemessen an der Zahl der Zugreisenden viel zu wenig, sagte ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA). Mehrere Landesinnenminister forderten als Konsequenz aus den Bombenfunden eine verstärkte Video-Überwachung von Bahnhöfen. Grüne und Links-Fraktion lehnten dies ab.

Die Gepäckstücke mit Sprengstoff wurden am Montag an den Bahnhöfen in Dortmund und Koblenz sichergestellt. Bilder der Koffer sind auf der BKA-Internetseite zu sehen. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" hätten die Bomben bei einer Explosion immensen Schaden angerichtet. Kriminaltechniker hätten einen Wirkungsradius der funktions- und zündfähigen Sprengsätze von 100 Metern ermittelt. Zudem wären die beiden Züge entgleist.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz prüft laut "Focus", ob in den Orten entlang der beiden Bahnstrecken islamistische Terrorgruppen aktiv seien. Der Fahndungsansatz sei aber ohne Erfolg geblieben. Der Dortmunder Staatsschutz gehe inzwischen von einer Tat der allgemeinen Kriminalität aus.

Debatte über Videoüberwachung

Unterdessen geht die Debatte um eine verstärkte Videoüberwachung an Bahnhöfen weiter. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU), betonte, die schnellen Ermittlungserfolge nach den Anschlägen in London sprächen für die Videoüberwachung. Hamburgs Innensenator Udo Nagel (parteilos) kündigte eine Ausweitung der Kameraüberwachung in der Hansestadt an. Er verwies auf positive Erfahrungen im Stadtteil St. Pauli. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) stimmte seinen Amtskollegen zu, mahnte aber zu Augenmaß. "Die Bahn ist ein Massenverkehrsmittel. Bei einer Kontrolle jedes Passagiers bräche der Betrieb zusammen", sagte Schönbohm.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck kritisierte, es sei ein Irrtum zu glauben, dass so mehr Sicherheit geschaffen werden könne. Videoüberwachung sei zudem ein Eingriff in die Bürgerrechte, der "nur zielgerichtet und als Ausnahme" zulässig sei. Der Grünen-Rechtsexperte Jerzy Montag merkte an, viel wichtiger seien aufmerksame Bürger, die auf Gepäck achten und Auffälligkeiten der Polizei melden.

Links-Fraktionsvize Petra Pau verwies darauf, dass in den vergangenen zehn Jahren die Video-Überwachung mehr als verzehnfacht worden sei. "In der Logik der Überwachungs-Fans müsste die Kriminalität dadurch auf zehn Prozent geschrumpft sein. Das ist aber mitnichten so", argumentierte Pau. (Von Stefan Uhlmann, ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false