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Politik: Bremer Funktionäre wünschen sich mehr Auswahl beim Parteivorsitz

Der Abend ist fast vorbei, als sich endlich einer traut, die entscheidende Frage zu stellen. "Kandidieren Sie nun oder nicht?

Der Abend ist fast vorbei, als sich endlich einer traut, die entscheidende Frage zu stellen. "Kandidieren Sie nun oder nicht?", will der erst 34-jährige Chef der Bremer CDU-Bürgerschaftsfraktion, Jens Eckhoff, von Angela Merkel wissen. Doch die Generalsekretärin lässt sich auch auf der "Regionalkonferenz" ihrer Partei in Bremen nicht entlocken, ob sie Parteichefin werden möchte.

Dabei hätte sie den kleinsten Landesverband wohl auf ihrer Seite. Schon bei ihrem Einzug in den Konferenzraum wird sie von den 200 örtlichen Funktionsträgern minutenlang mit Beifall im Stehen begrüßt. Während der Diskussion wünschen sich nicht nur die spärlich mitredenden Frauen, dass jetzt "endlich und erstmalig eine Frau" Parteichefin wird, sondern auch ältere Herren wie Wirtschaftssenator Josef Hattig (68).

Der Landesvorsitzende Bernd Neumann hält sich dagegen alle Türen offen. Er wünscht sich zwar, dass Merkel kandidiert, fände es aber "spannender, wenn wir auf dem Parteitag eine Alternative hätten". Damit spricht Neumann auch manchem Merkel-Anhänger aus der Seele. So sehr die Frau im grell lilafarbenen Jackett gelobt wird, so deutlich äußern viele Funktionäre den Wunsch, nicht alles "von oben" vorgesetzt zu bekommen, sondern aus mehreren Kandidaten auswählen zu können.

Strittig ist aber, wie weit die innerparteiliche Demokratie gehen darf. Manche Redner fordern eine Mitgliederbefragung - "wenn nicht jetzt, wann sonst?" -, andere sehen darin eine Entmündigung der Parteitagsdelegierten. Merkel selbst ist eher skeptisch. Eine Basisbefragung sei zwar derzeit "nicht von vornherein ausgeschlossen", doch gebe es in der CDU-Führung dafür bisher keine Mehrheit. Auf jeden Fall soll die CDU "von unten nach oben überlegen: Was ist eine gute Mannschaft für uns?", sagt Merkel. Es klingt so, als spräche sie auf einer Grünen-Konferenz der frühen achtziger Jahre.

Die Noch-nicht-Kandidatin wirbt auch für weitere Aufklärung der Spendenaffäre - "bevor es andere für uns tun, die es mit uns nicht gut meinen". Die auch in Bremen vereinzelt geäußerte Forderung nach einem Schlussstrich weist Merkel zurück.

Doch mit keiner Silbe äußert sie sich zum aktuellen Verdacht, dass sich die Bremer CDU von einem Großverleger heimlich Wahlwerbung sponsern ließ. Landeschef Neumann sagt zwar zu, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) könne "alle Unterlagen haben". Aber Journalisten, Sozialdemokraten und Grüne - die sollen nicht länger "bei uns herumschnüffeln".

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