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Politik: BSE: Wissenschaftler fordern Tests für Schafe

Das Robert-Koch-Institut in Berlin hat die Ausweitung der BSE-Tests auf alle geschlachteten Schafe gefordert. "Es besteht überhaupt kein Grund anzunehmen, dass Schafe gegen diese Erkrankung gefeit sein können", sagte der Direktor des Berliner Instituts, Reinhard Kurth.

Das Robert-Koch-Institut in Berlin hat die Ausweitung der BSE-Tests auf alle geschlachteten Schafe gefordert. "Es besteht überhaupt kein Grund anzunehmen, dass Schafe gegen diese Erkrankung gefeit sein können", sagte der Direktor des Berliner Instituts, Reinhard Kurth. An Schafe sei im Wesentlichen das gleiche Tiermehl wie an Kühe verfüttert worden. Diese Aussage wies der Schafzüchter-Verband unverzüglich zurück. "Unser Schafsfleisch ist in Ordnung", hieß es.

Es gebe durch die Erkrankung von Schafen Hinweise, dass Weiden verseucht sein könnten, betonte Kurth in der "Welt am Sonntag". Deshalb müssten tote Schafe auf BSE getestet werden. Das werde zwar Lamm- und Hammelfleisch verteuern. Dies müsse jedoch in Kauf genommen werden. Dem Institutsdirektor zufolge ist in der Bundesrepublik seit 1963 nur bei neun Schafen die meldepflichtige BSE-ähnliche Erkrankung Scrapie dokumentiert worden (siehe Kasten rechts). Doch die Dunkelziffer sei "mit Sicherheit sehr, sehr hoch". Kurth rief die Landesbehörden auf, die Überwachung dringend zu intensivieren.

Nach den fünf bestätigten BSE-Fällen in Schleswig-Holstein und Bayern hat nun auch Niedersachsen einen "konkreten Verdachtsfall" auf Rinderwahnsinn. Die Ermittlungen in dem betroffenen Betrieb gingen weiter, teilte das Landwirtschaftsministerium am Dienstag in Hannover mit. Das Veterinäruntersuchungsamt Oldenburg habe am Vormittag eine Untersuchung der BSE-Verdachtsprobe "ohne auswertbares Ergebnis" abgeschlossen. Damit sei der BSE-Verdacht weiter offen.

Der Verdacht hatte sich bei einer notgeschlachteten Kuh aus dem Landkreis Osnabrück ergeben. Die zusätzlich notwendigen Untersuchungen durch das nationale Referenzlabor in der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen würden voraussichtlich am kommenden Wochenende abgeschlossen sein, erklärte das Landwirtschaftsministerium. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Uwe Bartels berief (SPD) für Mittwoch den interministeriellen Krisenstab ein. Dagegen konnte der BSE-Verdacht bei drei Rindern aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ausgeräumt werden.

Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Christian Bär, sagte im Inforadio, die Unsicherheit in der Forschung über die Ursachen der Rinderseuche und der "etwas peinlich wirkende Aktionismus" von Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) führten "nicht zu einer sachlichen Information, sondern zu einer hohen Verunsicherung". Auch die EU-Kommission bemängelte ein Durcheinander in Deutschland beim Kampf gegen BSE. Sie warf der Bundesregierung "Konfusion" und Kompetenzwirrwarr vor. Die Verteilung der Zuständigkeiten bei Bund und Ländern "und die üblichen Schuldzuweisungen machen die Sache nicht leichter", sagte EU-Agrarkommissar Franz Fischler.

Fischler sagte der Tageszeitung "Die Welt", das Landwirtschaftsministerium sei seit fast drei Monaten über erhebliche Mängel bei der Verarbeitung von Tiermehl und sonstigen Futtermitteln informiert. Dies gehe aus einem vertraulichen Bericht der EU-Kommission an die Bundesregierung hervor. Schon am 29. September habe die Kommission bei Gesprächen in Bonn Veterinäre aus dem Ministerium mündlich auf die Missstände hingewiesen.

Agrar-Staatssekretär Martin Wille wies diese Vorwürfe zurück. Der Kommissionsbericht sei seinem Haus trotz Nachfragen erst am 20. Dezember übermittelt worden. Die Bundesregierung werde den Sachverhalt in der Sondersitzung der Bundestagsausschüsse Ernährung und Gesundheit am 5. Januar eine umfassend aufklären.

Nach dem österreichischen Importverbot für deutsches Rindfleisch wurden am Weihnachtswochenende auch in Belgien und den Niederländen deutsche Rindfleischprodukte aus den Regalen der Supermärkte geräumt. Die japanische Regierung hat angesichts der BSE-Krise jetzt ein Einfuhrverbot für sämtliche Rindfleischprodukte aus der EU verhängt. Wie das Landwirtschaftsministerium am Montag in Tokio mitteilte, gilt der Importstopp ab dem 1. Januar für Rindfleisch und Rindfleischprodukte sowie Bullensperma. Von dem Verbot betroffen sind neben den EU-Mitgliedsstaaten auch die Schweiz und Liechtenstein.

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