zum Hauptinhalt

Bücherverbrennung: Böhmer will "in aller Schärfe" gegen Rechte vorgehen

Nach einer von Rechtsextremen inszenierten Bücherverbrennung hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer ein konsequentes Vorgehen gegen die Initiatoren angekündigt.

Berlin - In aller Öffentlichkeit ein Expemplar des Tagebuchs der Anne Frank ins Feuer zu werfen, «war eine politische Demonstration», sagte Böhmer der «Netzeitung» vom Donnerstag. «Deshalb müssen wir in aller Schärfe darauf reagieren.» Neben allen politischen und juristischen Konsequenzen sollten Gespräche in den umliegenden Schulen organisiert werden. Zudem werde es eine öffentliche Veranstaltung geben, «mit der man öffentlichkeitswirksam unsere Abscheu deutlich machen kann». Der Vorfall habe ihn erschüttert, sagte Böhmer.

Rechtsextremisten hatten am 24. Juni in Pretzien nahe Magdeburg die Sonnenwende mit einer Tanzveranstaltung und einem offenen Feuer gefeiert. Zunächst soll eine amerikanische Flagge in dem Feuer verbrannt worden sein. Dann soll ein Teilnehmer das weltbekannte Tagebuch der von den Nazis ermordeten Jüdin Anne Frank in die Flammen geworfen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen drei Verdächtige.

Der Zentralrat der Juden forderte unterdessen politische Konsequenzen. Der Bürgermeister von Pretzien, Friedrich Harwig, müsse sofort von seinem Amt zurücktreten, sagte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, der «Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung». «Es ist empörend, sträflich und naiv und geradezu grotesk, dass Politiker versuchen, den Rechtsextremismus durch Anbiederung zu bekämpfen.» Die Neonazis müssten in allen gesellschaftlichen Bereichen konsequent geächtet werden, statt auch noch an ihren Festen teilzunehmen. Der Pretziener Bürgermeister Harwig soll der Veranstaltung tatenlos zugeschaut haben. Am Mittwoch war er aus der Linkspartei ausgetreten. Sein Bürgermeisteramt hatte er aber behalten. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false