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Bundesumweltminister: Kratzer an Röttgens Öko-Image

Mit der Berufung von Gerald Hennenhöfer zum Chef der wichtigen Abteilung Reaktorsicherheit habe Röttgen den Bock zum Gärtner gemacht, urteilt die Opposition.

Berlin - Eine Personalentscheidung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat großen Unmut bei Opposition und Umweltverbänden ausgelöst. Mit der Berufung von Gerald Hennenhöfer (62) zum Chef der wichtigen Abteilung Reaktorsicherheit habe Röttgen den Bock zum Gärtner gemacht, urteilt SPD- Fraktionsvize Ulrich Kelber. Parteichef Sigmar Gabriel kritisiert die Benennung Hennenhöfers als fahrlässig. Die Deutsche Umwelthilfe spricht sogar von einem handfesten Skandal.

Der Job Hennenhöfers gilt als Schlüsselposition für die anstehenden Verhandlungen über längere Laufzeiten von Atomkraftwerken zwischen der Bundesregierung und den Stromkonzernen. Und Jurist Hennenhöfer gilt als ebenso versierter wie voreingenommener Verhandler mit besten Insiderkenntnissen. Denn in der Vergangenheit vertrat er schon beide Seiten. Von 1994 bis 1998 bekleidete Hennenhöfer unter der damaligen Umweltministerin und heutigen Kanzlerin Angela Merkel dieselbe Position wie jetzt wieder. Damals wies er Hessen an, das pannengeschüttelte Atomkraftwerk Biblis trotz Bedenken der Landesregierung am Netz zu lassen.

Als die rot-grüne Bundesregierung ins Amt kam und den Atommann in den einstweiligen Ruhestand versetzte, fand Hennenhöfer schnell eine andere Beschäftigung in der Energiewirtschaft. Beim Münchner Viag-Konzern (heute Eon) wurde er Generalbevollmächtigter für Wirtschaftsfragen und handelte in dieser Funktion den Atomausstiegsvertrag mit aus. Dabei setzte er durch, dass statt fester Abschalttermine für jedes Akw Reststrommengen vereinbart wurden. So konnten die Betreiber durch Stillstände und Leistungsreduzierung fast alle Reaktoren bis zur Bundestagswahl im September retten.

Ab 2004 arbeitete Hennenhöfer als Anwalt für eine Berliner Kanzlei. Sie vertrat unter anderem das Münchner Helmholtz-Zentrum, bis Ende vergangenen Jahres Betreiber des maroden Atommülllagers Asse. Reimar Paul

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