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Politik: Bundesweite Razzia im Wettskandal

Polizisten durchsuchen Wohnungen und Büros in zehn Ländern / Jetzt gibt der DFB Fehler zu

Berlin Der Skandal um manipulierte Fußballspiele nimmt immer dramatischere Dimensionen an. Am Mittwoch durchsuchten 150 Polizisten im Auftrag der Berliner Staatsanwaltschaft bei einer Großrazzia in zehn Bundesländern Wohnungen und Büros. Zu Festnahmen kam es nicht. „Bei 19 Beschuldigten sind mit Erfolg Beweismittel gesichert worden“, teilt die Behörde mit. Inzwischen wird gegen insgesamt 25 Beschuldigte wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt. Sie sind verdächtigt, Spiele manipuliert zu haben, damit die drei Hauptbeschuldigten darauf erfolgreich wetten konnten. Der Schaden soll mehrere Millionen Euro betragen. Wie die Staatsanwaltschaft weiter erklärt, gründen die Tatvorwürfe „wesentlich auf geständige Aussagen und Angaben des ehemaligen DFB-Schiedsrichters Robert Hoyzer.“

Die Staatsanwaltschaft geht von mindestens zehn manipulierten Spielen der Ersten und Zweiten Liga, in der Regionalliga und im DFB-Pokal aus. Zu den Beschuldigten gehören neben Schiedsrichter Robert Hoyzer die drei Brüder S., die bereits am vergangenen Freitag im Berliner Café King festgenommen wurden, mehrere Personen aus ihrem Umfeld, die Schiedsrichter Jürgen Jansen, Felix Zwayer und Dominik Marks, sowie 14 derzeitige oder ehemalige Spieler der Vereine LR Ahlen, Chemnitzer FC, Energie Cottbus, Dynamo Dresden, und SC Paderborn. Auch einen Schiedsrichterbetreuer verdächtigt die Staatsanwaltschaft. Einige Beschuldigten gehen bereits juristisch gegen die Vorwürfe vor.

Ausdrücklich erwähnt die Staatsanwaltschaft, dass nicht gegen Spieler von Hertha BSC ermittelt wird. Darüber hatte es in den vergangenen Tagen Spekulationen in einigen Medien gegeben. Zwischen dem 28. Januar und dem 1. Februar ist bei den drei festgenommenen Brüdern Vermögen im Wert von 2,44 Millionen Euro beschlagnahmt worden. Damit könnten Regressansprüche von Geschädigten erfüllt werden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erhielt am Mittwoch Einsicht in die Akten der Staatsanwaltschaft.

Stephan Holthoff-Pförtner vermutet als Hintermänner des Wettskandals Personen aus dem osteuropäischen Geheimdienstmilieu. Der Anwalt von Robert Hoyzer sagte der Wochenzeitung „Die Zeit“: „So mancher dieser Leute aus dem europäischen Ausland gehörte früher zum Geheimdienst, die haben sich neue Aufgaben gesucht.“

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) fordert ein Frühwarnsystem für ungewöhnliche Wetteinsätze. „Wir müssen das Lotterie-Frühwarnsystem auf neue Gleise setzen“, sagte er. Die Ministerpräsidenten würden sich des Themas annehmen, kündigte er an, warnte aber bei einem Einbrechen der Wetteinsätze vor finanziellen Einbußen für die Länder.

Auch der DFB und sein Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sind unter Druck geraten. Inzwischen räumt DFB-Mediendirektor Harald Stenger ein, dass es falsch gewesen sei, zu Beginn des Skandals von einem Einzelfall zu sprechen. „Da hätte man sich vielleicht nicht so festlegen dürfen.“ DFB-Präsident Theo Zwanziger sagt nun, es handele sich um einen Kriminalfall, „der die gesamte Gesellschaft berührt“. ben/Ha/tabu/teu

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