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Politik: Castro: Wir wollen kein Geld aus Europa Kubas Staatschef ist verärgert

über EU-Kritik zu Menschenrechten

Santiago de Cuba (dpa). Der kubanische Staats und Parteichef Fidel Castro hat die Europäische Union (EU) heftig attackiert. In seiner Rede zum 50. Jahrestag des Überfalls auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba sagte der 76-jährige Revolutionsführer am Samstagabend (Ortszeit), Kuba wolle künftig auf humanitäre Hilfe der EU-Kommission und der Regierungen der Mitgliedstaaten verzichten und auch keinen politischen Dialog mit Brüssel mehr führen. „Kuba braucht die Europäische Union nicht, um zu überleben und sich zu entwickeln“, sagte Castro.

Castro reagierte mit seinen Angriffen auf die diplomatischen Sanktionen, die die EU wegen der Verletzungen der Menschenrechte in Kuba Anfang Juni beschlossen hatte. Nach der Verurteilung von 75 Dissidenten zu drakonischen Haftstrafen und der Hinrichtung von drei Bootsentführern im Schnellverfahren waren die Europäer übereingekommen, die politischen Besuche auf Kuba einzuschränken und Dissidenten zu offiziellen Anlässen in ihre Vertretungen in Havanna einzuladen.

„Die Europäische Union täte gut daran, weniger über Menschenrechte zu reden und mehr für die wahrhaften Menschenrechte der immensen Mehrheit der Völker der Welt zu tun“, sagte Castro in seiner gut einstündigen Rede vor 10 000 ausgewählten Zuhörern. Castro sprach an dem Ort, an dem er am 26. Juni 1953 den Überfall auf die damalige Moncada-Kaserne angeführt hatte. Der Anschlag, der einen Volksaufstand gegen den Diktator Fulgencio Batista auslösen sollte, scheiterte. Mehr als die Hälfte der gut 100 Teilnehmer wurde vom Militär ermordet. Die Aktion gilt in der offiziellen Geschichtsschreibung aber als Auftakt zur kubanischen Revolution. Castro übernahm am 1. Januar 1959 die Macht in Kuba.

Den Europäern warf Castro vor, sie seien als ehemalige Kolonialmächte für das Elend in der Dritten Welt verantwortlich. Castro sagte, die EU sei „historisch verantwortlich für die Auslöschung ganzer Völker“. Die EU ist der stärkste Handelspartner und Geber für das kommunistische Land. Die humanitäre Hilfe, die sie Kuba anböten, sei an so viele Bedingungen geknüpft, dass sie seinem Land nichts mehr nütze. Der EU mangele es auch an Entscheidungsfreiheit wegen ihrer Verpflichtungen gegenüber der Nato, den USA und der Welthandelsorganisation (WTO). Die EU-Beitrittskandidaten aus dem früheren Ostblock beschimpfte Castro als „trojanische Pferde der imperialistischen Macht“.

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