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Politik: CDU-Doppelspitze: Unter Rivalen

Wolfgang Schäuble drückt es etwas gewunden aus, aber unmissverständlich: "Eine der Ursachen, weshalb wir eine ungute Lage haben, liegt darin, dass die Parteivorsitzende und der Fraktionsvorsitzende es nicht geschafft haben, den Eindruck zu verhindern, sie würden sich als Rivalen betrachten."Der via "Rheinische Post" verbreiteten Analyse des Mannes, der bis vor einem Jahr beide Ämter innehatte, würde in CDU und CSU niemand widersprechen - die gescholtenen Angela Merkel und Friedrich Merz inklusive.

Von Robert Birnbaum

Wolfgang Schäuble drückt es etwas gewunden aus, aber unmissverständlich: "Eine der Ursachen, weshalb wir eine ungute Lage haben, liegt darin, dass die Parteivorsitzende und der Fraktionsvorsitzende es nicht geschafft haben, den Eindruck zu verhindern, sie würden sich als Rivalen betrachten."

Der via "Rheinische Post" verbreiteten Analyse des Mannes, der bis vor einem Jahr beide Ämter innehatte, würde in CDU und CSU niemand widersprechen - die gescholtenen Angela Merkel und Friedrich Merz inklusive. Darum denken viele immer wieder darüber nach, wie dem Missstand abzuhelfen wäre. Die - einstweilen nur halböffentlich zu hörenden - Antworten folgen dem Schema: "Entweder die zwei arrangieren sich, oder einer muss weg."

Dass es "einer" heißt und nicht "eine", ist kein Zufall. So sehr in der Partei an Merkel Kritik geübt wird - mangelnde Führung, unscharfe inhaltliche Positionen, Fehler wie das zurückgezogene Schröder-"Fahndungsplakat" -, so klar weisen doch alle Umfragen aus, dass sie beim Publikum besser ankommt als Merz. Der wittert seit langem Gefahr.

Am Sonnabend hat Merz nun ein Interview mit der Deutschen Presse-Agentur aus Anlass seiner Wahl vor einem Jahr zu dem Versuch genutzt, eine drohende Debatte im Ansatz zu ersticken. "Die Behauptung, dass Doppelspitzen nicht erfolgreich sind, ist falsch und historisch widerlegt", sagt der Fraktionschef und führt Beispiele auf: Karl Carstens (Fraktion) und Helmut Kohl (Partei) von 1973 bis 1976 bei der Union oder auch SPD-Duos mit den Protagonisten Helmut Schmidt, Willy Brandt und Herbert Wehner.

Ob das glücklich gewählte Exempel sind, sei dahingestellt: Kohl zum Beispiel hat sich zwei Monate nach der verlorenen Bundestagswahl 1976 in Bonn zum Fraktionschef wählen lassen. Merz versichert denn auch zusätzlich, dass es mit dem Zoff zwischen Merkel und ihm nun ein Ende habe: "Die Zusammenarbeit ist so, wie sie am Anfang war - voller Vertrauen." Nach dem einen Jahr glaubt der Fraktionschef sagen zu können: "Die Rollenverteilung hat ... gut funktioniert. Und sie wird bis zur Bundestagswahl weiter gut funktionieren."

Schäuble würde diese Prognose wohl nicht wagen. Er weiß, weshalb er fordert: "Wer eine starke Führung will, muss sie auch unterstützen." Und: "Wir müssen mehr Loyalität von allen verlangen." Das gilt denen in der Partei, die aus welchem Motiv auch immer an der Doppelspitze sägen. Der Appell gilt aber vor allem seinen beiden Ex-Schützlingen selbst. Fraktionschef Schäuble weiß nur zu gut, was für die CDU das Übelste wäre: Dass das Spitzenduo sich weiter befehdet, aber nun auf kleiner Flamme. So klein, dass es gerade nicht als Anlass für eine Krise reicht, die wenigstens die Chance böte die Situation zu bereinigen.

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