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Politik: "Chile ist bereit für den Prozess gegen Pinochet" - Designierter Staatschef Lagos garantiert Unabhängigkeit der Richter

Einen Tag nach seiner Entlassung aus britischem Auslieferungsarrest ist der chilenische Ex-Diktator Augusto Pinochet am Freitag in Santiago angekommen. Die Boeing-707 landete nach einem rund 24-stündigen Flug am Morgen (Orstzeit) in der Hauptstadt.

Einen Tag nach seiner Entlassung aus britischem Auslieferungsarrest ist der chilenische Ex-Diktator Augusto Pinochet am Freitag in Santiago angekommen. Die Boeing-707 landete nach einem rund 24-stündigen Flug am Morgen (Orstzeit) in der Hauptstadt. Der 84-Jährige erhob sich aus seinem Rollstuhl und schritt mit seinem Stock über das Flughafengelände, wo er von mehreren hundert Anhängern, darunter hochrangige Militärs, gefeiert wurde. Anschließend wurde Pinochet in ein Militärhospital von Santiago zur Beobachtung und gründlichen Untersuchung gebracht.

Die chilenische Regierung hat Ex-Diktator Augusto Pinochet einen Rückzug ins Privatleben und einen Verzicht auf politische Betätigung nahe gelegt. Dies gelte auch für die Amtseinführung des gewählten Präsidenten Ricardo Lagos kommende Woche, sagte Innenminister Raul Troncoso. Vor allem solle der 84-Jährige sein Amt als Senator auf Lebenszeit weiter ruhen lassen.

Unterdessen bekräftigten führende chilenische Politiker ihren Willen, Pinochet vor Gericht zu bringen. "Der Augenblick ist gekommen, zu zeigen, dass die Justiz unseres Landes General Pinochet vor Gericht stellen kann", sagte der designierte Staatschef Ricardo Lagos. Die Aufgabe des Staatschefs sei es dabei, zu garantieren, dass die Gerichte wirklich frei urteilen könnten. "Mein Job ist es, die Unabhängigkeit der Richter zu sichern", erklärte Lagos. Auch nach den Worten von Präsident Eduardo Frei soll Pinochet in seiner Heimat vor Gericht gestellt werden. "Kein chilenischer Bürger steht über dem Rechtsstaat und seiner Justiz", sagte der amtierende Staatschef in einer landesweit ausgestrahlten Ansprache am Donnerstagabend (Ortstzeit). Gegen den früheren Gewaltherrscher Pinochet sind in Chile inzwischen 60 Strafverfahren anhängig.

Am Flughafen in Santiago wurden die in- und ausländischen Journalisten kurz vor der Ankunft des Flugzeugs zum Teil gewaltsam von der Polizei vertrieben. Vor der Moneda, dem Regierungssitz, versammelten sich Angehörige der knapp 3200 Menschen, die während der Diktatur ermordet wurden, zu einem stillen Protest. "Wir empfinden Ärger und Ohnmacht angesichts der Freilassung Pinochets", sagte die Vorsitzende einer chilenischen Menschenrechtsgruppe.

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