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Chinesischer Regimekritiker: Hirnverletzter Ai Weiwei klagt Peking an

Medizinische Hilfe in München: Ai Weiwei, international bekanntester Künstler Chinas, ist am Kopf operiert worden. Er soll von Polizisten in Peking verprügelt worden sein.

Der Bluterguss im Kopf sei die Spätfolge der Schläge gewesen, die ihm Polizisten im August in der Provinz Sichuan zugefügt hätten, sagte Ai Weiwei, der das Olympiastadion, das sogenannte "Vogelnest" in Peking, mitentworfen hatte. Seit dem Gewaltübergriff habe er unter Kopfschmerzen gelitten und sich nicht mehr konzentrieren können. Bei seinem Deutschland-Aufenthalt hätten sich die Schmerzen dann verstärkt und der Direktor der Neurochirurgie des Münchener Klinikums Großhadern habe ihm zu einer Operation geraten.

Der Eingriff erfolgte am Montagabend im Klinikum Großhadern, wie Ai Weiwei der Süddeutschen Zeitung und im Kurznachrichtendienst Twitter berichtete. Es seien zwei Löcher in die Schädeldecke gebohrt worden, um den Druck zu reduzieren. "Die Operation ist reibungslos verlaufen", berichtete Ai Weiwei ebenfalls auf Twitter. "Mir geht es gut."

Seit der Erdbebenkatastrophe in Sichuan versucht der Künstler gegen den Widerstand örtlicher Behörden aufzuklären, wie viele Kinder in Schulen ums Leben gekommen sind. Die Schulgebäude waren wegen Pfusch am Bau eingestürzt. Weiwei hat inzwischen mehr als 5000 Namen dokumentiert. Am 12. August war er in die Provinzhauptstadt Chengdu gereist, um den Prozess gegen einen seiner Mithelfer, den Aktivisten Tan Zuoren, wegen "Subversion" zu verfolgen. Im Hotel hätten ihn Polizisten abgefangen und "schwer auf den Kopf geschlagen", sagte der 52-Jährige telefonisch vom Krankenbett der Süddeutschen Zeitung.

"Sie haben mich so hart geschlagen, dass ich auch leicht bleibende Schäden hätte davontragen können", sagte Ai Weiwei weiter. "Welches Licht wirft das auf unseren Staat, der sich gerade anschickt, sein sechzigjähriges Jubiläum zu feiern, wenn dies die Antwort auf legale Nachforschungen ist?" Er könne sich die Behandlung zwar leisten, aber "tausende Landsleute, die jedes Jahr von der Polizei misshandelt werden, können das nicht". Ai Weiwei will am 11. Oktober eine Ausstellung im Münchner Haus der Kunst eröffnen und auf der Frankfurter Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober auftreten.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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