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Chronologie: Der Fall al Masri

Der deutsche Staatsbürger Khaled al Masri soll im Auftrag amerikanischer Geheimdienste entführt und in einem geheimen US-Gefängnis in Afghanistan gefoltert worden sein. Eine Chronologie.

Dezember 2003

: Am Silvesterabend wird al Masri an der serbisch- mazedonischen Grenze aus einem Reisebus geholt. Grenzbeamte nehmen ihm den Pass ab. Er wird nach Skopje gebracht und von mazedonischen Sicherheitsbeamten über seine Heimat-Moschee und al Qaida befragt.

Januar 2004: Nach rund drei Wochen in Skopje bringen ihn US-Agenten zum Flughafen, wo er in einer Verhörzelle zusammengeschlagen und umgezogen wird. Er wird betäubt und nach Afghanistan geflogen. Dort bringt man ihn in ein geheimes Gefängnis.

Februar 2004: Al Masri wird zunächst von einem maskierten Libanesen, später von zwei Amerikanern verhört.

März 2004: Zusammen mit anderen Häftlingen tritt al Masri am 5. März in einen Hungerstreik. Er weigert sich, weiter das trübe Wasser zu trinken und an ausgekochten Hühnerknochen zu nagen.

April 2004: Am 34. Tag des Hungerstreiks verabreicht ein Arzt dem geschwächten al Masri eine Nährlösung durch eine Nasensonde. Danach bieten ihm die Wärter besseres Essen an.

Mai 2004: Ende Mai wird al Masri gefesselt zum Flughafen gebracht, wo er Gepäck und Pass zurückbekommt. Dann fliegt man ihn nach Albanien, wo er in einem Wald ausgesetzt wird. Der damalige Innenminister Otto Schily (SPD) soll von dem damaligen US-Botschafter Daniel Coats bereits persönlich informiert worden sein.

29. Mai 2004: Al Masri kehrt nach Neu-Ulm zurück und findet eine leere Wohnung vor. Nach seinem spurlosen Verschwinden ist seine Frau mit den vier Kindern nach Libanon zurückgekehrt.

Juni 2004: Er schaltet den Anwalt Manfred Gnjidic ein, der das Bundeskanzleramt und das Auswärtige Amt informiert. Die Staatsanwaltschaft München I nimmt Ermittlungen gegen unbekannt auf.

Juli 2004: Das Bundeskanzleramt erklärt, alle geeigneten Maßnahmen getroffen zu haben, um den Fall aufzuklären.

November 2005: Der Fall al Masri rückt im Zusammenhang mit Berichten über Gefangenentransporte durch die CIA ins Interesse der Öffentlichkeit.

Dezember 2005: US-Außenministerin Condoleezza Rice räumt nach Darstellung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrem Besuch in Berlin im Fall al Masri einen Fehler ein.

1. Juni 2006: Der BND räumt eine schwere "Informationspanne" ein: Anders als bislang dargestellt wusste der Geheimdienst schon seit Janauar 2004 von Festnahme al Masris. (tso)

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