zum Hauptinhalt
Dalai Lama

© AFP

Unruhen in Tibet: Dalai Lama spricht von "kulturellem Genozid"

Der Dalai Lama hat einen "kulturellen Genozid" an den Tibetern als Grund für die Unruhen ausgemacht. In China sind drei Tibeter bei Protesten erschossen worden. Seit Sonntag blockiert die chinesische Regierung außerdem das Videoportal Youtube.

Das religiöse Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, hat einen "kulturellen Genozid" in seiner von China besetzten Heimat Tibet beklagt. Hierin liege auch der Grund für die jüngsten Unruhen: Die Unterdrückung der jahrhundertealten tibetischen Kultur und die Diskriminierung der tibetischen Bevölkerung.  Angesichts dessen fühlten sich viele seiner Landsleute als Bürger zweiter Klasse, so das religiöse Oberhaupt der Tibeter am Sonntag in seinem Exil im nordindischen Dharamsala. Mit Gewalt könne das Problem jedoch nicht gelöst werden. Trotz der jüngsten Vorfälle - die olympischen Spiele in Peking will der Dalai Lama weiter unterstützen. Als bevölkerungsreichstes Land der Erde und Kulturnation verdiene es China, die Spiele abhalten zu dürfen.

Drei Tote bei Zusammenstößen

Währenddessen gehen die Unruhen weiter. Bei antichinesischen Protesten sind in China nach Augenzeugenberichten mindestens drei Tibeter von der Polizei erschossen worden. Zu den Zusammenstößen kam es während einer Demonstration in der Stadt Ngawa in der Südwest-Provinz Sichuan, wie ein Einwohner sagte. Die  Demonstranten sollen versucht haben, das Gebäude der Bezirksverwaltung  und das Polizei-Hauptquartier zu attackieren. Als sie Polizeiwagen  angezündet hätten, habe die Polizei auf sie geschossen.

Ähnliche Angaben machten zwei Menschenrechtsgruppen, "Free Tibet Campaign" und das "Tibet Zentrum für Menschenrechte und Demokratie",  die sich beide auf Augenzeugen beriefen. An den Protesten waren laut "Free Tibet Campaign" "hunderte Tibeter" beteiligt. In dem Bezirk ist der tibetische Bevölkerungsanteil besonders hoch.

Youtube ist blockiert

In China ist seit Sonntag der Zugang zum Videoportal Youtube gesperrt. Auf der Seite waren Dutzende von Filmen über die Proteste in Tibet aufgetaucht. Damit entscheidet jetzt die chinesische Regierung, was die Bevölkerung über die Proteste erfährt und was nicht. Eine offizielle Stellungnahme gibt es bislang nicht. Dass ausländische Seiten gesperrt werden, wenn sie Inhalte verbreiten, die der Regierung nicht genehm sind, ist in China aber nichts Neues.

Mittlerweile hat sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zu den schweren Unruhen geäußert. Sie rief zu einem direkten Dialog zwischen der chinesischen Regierung und dem religiösen Führer der Tibeter, dem Dalai Lama, auf. Nur so könne eine nachhaltige Lösung der Tibet-Frage gefunden werden, sagte die Kanzlerin am Samstag nach Angaben von Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Proteste in Deutschland

Auch in mehreren deutschen Städten protestierten am Wochenende Menschen gegen die chinesische Tibet-Politik. In Hamburg nahmen am Samstag nach Angaben der örtlichen Tibet Initiative 150 bis 200 Menschen an einem Zug durch die Innenstadt teil. In Berlin und Frankfurt am Main demonstrierten nach Angaben der Polizei jeweils rund 70 Menschen vor den chinesischen Vertretungen. In Frankfurt kam es dabei zu einer "kleineren Rangelei" zwischen Demonstranten und Polizisten, als Exil-Tibeter auf das Gelände des Konsulats vordringen wollten. In Düsseldorf beteiligten sich 50 Menschen an einer Mahnwache. (mfa/AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false