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In Alexandria kam es auch am Samstag zu gewaltsamen Zusammenstößen.

© AFP

Demonstrationen gegen Mursi: Ausländer flüchten vor Gewalt in Ägypten

Bereits vor dem Jahrestag des Amtsantritts von Präsident Mursi ist es in Ägypten zu schweren Gewaltausbrüchen gekommen. Bei Demonstrationen gegen den Präsidenten gab es Tote und Verletzte. Sicherheitskräfte rüsten sich bereits für die heutigen Großdemonstrationen.

Ägypten droht zum Jahrestag des Amtsantritts von Präsident Mohammed Mursi in Chaos und Gewalt zu versinken. Vor den geplanten Großdemonstrationen gegen den islamistischen Präsidenten an diesem Sonntag versammelten sich Zehntausende Demonstranten in Kairo und anderen Städten. Über dem zentralen Kairoer Tahrir-Platz kreisten Armeehubschrauber, vor staatlichen Einrichtungen zogen Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen auf.

Nach dem jüngsten Gewaltausbruch haben am Samstag zahlreiche Ausländer Ägypten verlassen. Wie am Samstag aus Kreisen des Kairoer Flughafens verlautete, waren sämtliche Flüge in die USA, nach Europa und in die Golfstaaten ausgebucht. Auch Mitarbeiter und Familienangehörige der US-Botschaft – insgesamt 45 Personen – verließen den Angaben nach per Flugzeug das Land.

US-Präsident Barack Obama äußerte sich besorgt und rief die ägyptischen Behörden auf, für die Sicherheit der amerikanischen Botschaft und der Konsulate zu sorgen. Demonstranten und Sicherheitskräfte sollten sich zurückhalten und der Gewalt abschwören. „Wir unterstützen friedliche Proteste und friedliche Methoden, im Land Wandel zu schaffen“, sagte er nach einem Gespräch mit dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma in Pretoria. Allerdings wolle er in dem Konflikt keine Partei ergreifen. „Das ägyptische Volk muss seinen Weg finden...“ In der Nacht zu Samstag waren bei Demonstrationen gegen den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi mindestens drei Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.

Unter den Toten war ein US-Bürger. Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurde er von einem zunächst nicht identifizierten Mann mit einem großen Messer in die Brust gestochen, als er Demonstranten fotografierte. Die „New York Times“ berichtete am Samstag in ihrer Onlineausgabe, der 21 Jahre alte Student aus Ohio habe als Praktikant bei der Organisation „Amideast“ in Ägypten Kindern Englisch beigebracht und zugleich sein Arabisch verbessert. Das US-Außenministerium warnte Amerikaner vor nicht unbedingt nötigen Reisen in das Land. Alle US-Bürger wurden dringend aufgefordert, alle Demonstrationen in Ägypten zu meiden, weil selbst friedliche Versammlungen schnell gewalttätig werden könnten.

Am Sonntag, dem Jahrestag von Mursis Amtsantritt, wollen die Regierungsgegner mit mehr als 20 Millionen Unterschriften den Präsidenten zum Rücktritt zwingen. Mursi war 2012 bei der ersten freien Präsidentschaftswahl mit knapper Mehrheit gewählt worden. Die islamistische Führung des Landes lehnt Neuwahlen ab. Seine Anhänger bekräftigen, Mursi werde nicht vor Ende seiner vierjährigen Amtszeit zurücktreten. Es droht eine weitere Eskalation. Opposition und Muslimbruderschaft bereiten sich auf weitere Demonstrationen vor. Auf dem Kairoer Tahrir-Platz campierten am Samstag noch Gegner des Staatsoberhaupts.

Das Oberhaupt der koptischen Christen, Tawadros II., rief Ägyptens Regierung und Opposition zur Zusammenarbeit auf. „Ägypten braucht heute jeden einzelnen Ägypter“, erklärte er über den Kurznachrichtendienst Twitter. Kopten stellen in Ägypten etwa zehn Prozent der Bevölkerung. (dpa/AFP/rtr)

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