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Politik: Der Ketchup bleibt rot

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Womöglich ging es Politikern viel zu lange um eine Küche, die das Volk vor allem satt macht. Schon Friedrich der Große galt in dieser Hinsicht als Revolutionär.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Womöglich ging es Politikern viel zu lange um eine Küche, die das Volk vor allem satt macht. Schon Friedrich der Große galt in dieser Hinsicht als Revolutionär. Er drängte die Bevölkerung zu Essen, das in erster Linie billig und nahrhaft sein sollte. Saure Gurken, Kartoffeln: Große kulinarische Spezialitäten waren es nicht, die damals in der Region zur Volksspeisung empfohlen wurden.

Heute bereichern Politiker immer wieder fantasievoll die Rezeptsammlungen der Bürger. Erst kürzlich veröffentlichte Rezzo Schlauch, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, ein feines Kochbuch, mit Rezepten für jede Jahreszeit – von geschmorter Zickleinschulter bis zu Weckauflauf mit Rosinen und Holundersauce. In Mecklenburg-Vorpommern philosophiert der CDU-Landtagsabgeordnete Rainer Prachtl auf seiner Internet-Seite darüber, dass ein Politiker unbedingt etwas vom Kochen verstehen sollte: „Muss nicht ein Politiker das Verhältnis zwischen Zuwachs und Schwund bedenken, das rechte Maß, die richtigen Dosierungen, die Qualität der Gewürze?“

Nun kocht auch Sachsens PDS vermeintliche Volksrezepte. Doch leider: Peter Porsch, der Fraktionschef im Dresdner Landtag, bietet nicht Leckeres aus seiner alten Heimatstadt Wien. Stattdessen startet die Sammlung „Armeleuteessen“ auf Porschs Internet-Seite mit einem Erdäpfelgulasch, das nur aus Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika und Ketchup besteht. So fällt der Genosse weit hinter das Küchenniveau Friedrichs des Großen zurück – und bedient das Vorurteil, dass billiges Essen auch mies sein muss. Kaum zu vermuten, dass das angekündigte Rezept für falschen Schweinsbraten – Getränkeempfehlung: Cola oder Schnaps – daran etwas ändern wird. Matthias Meisner

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