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Politik: Der Krieg der Fremden

Ausländische Kämpfer dominieren den Aufstand – ein Augenzeugenbericht

Das HadschiHassan war einst das bekannteste Kebab-Restaurant des Irak. Mitte Oktober schossen die Amerikaner nachts eine Luft-Boden-Rakete in das Lokal und zerstörten es. Anhänger des Topterroristen Mussab al Sarkawi sollen sich dort getroffen haben. Es gab aber nur ein Opfer: Den Nachtwächter des Restaurants. Die Angriffe auf Falludscha nahmen zu. Für die Besitzer des Hadschi-Hassan, vier Brüder, stand fest, dass es zu einem Angriff der Amerikaner kommen würde. Iraks neuer Premier, Ijad Allawi, hätte nicht dulden können, dass sich Falludscha seiner Kontrolle entzieht, sagen sie.

Said, der jüngste der Brüder, hörte in der Stadt immer öfter Männer mit fremden Akzenten sprechen. Libanesen, Saudis und Syrer erkannte er. Aber es seien auch Sprachen gesprochen worden, die er noch nie gehört habe, berichtet er. In manchen Stadtteilen hätten die Fremden die Kommandos gegeben. Gerüchte besagen, Einwohner seien gezwungen worden, ausländische Kämpfer zu beherbergen. In den Teehäusern, erzählt Said, seien heroische Geschichten erzählt worden, wie man die angreifenden Amerikaner vernichten wolle. Dass es im Kampf gegen die Übermacht auch viele Opfer geben könnte, darüber sprach man indes nicht.

Viele von Saids Freunden haben Falludscha verlassen. „Auf dem Basar wurden jeden Tag mehr Geschäfte geschlossen. Einige gingen heimlich in der Nacht weg, damit sie nicht als Feiglinge bezeichnet werden“, sagt Said. Seine Familie ging zu Mitgliedern ihres Stammes in die Dörfer der Umgebung, einige zogen auch nach Bagdad. Said selbst verließ am Sonntag als Letzter seiner Familie Falludscha und wohnt jetzt bei Angehörigen in Bagdad.

Al Sarkawi, den die Amerikaner in Falludscha vermuten, hat noch keiner von Saids Freunden gesehen. Es gebe aber einige aus dem Widerstand die früher in Eliteeinheiten unter Saddam Hussein gedient hätten, erklärt er. Said kennt aber auch viele Männer aus Falludscha, die nicht dem harten Widerstand zuzuordnen sind, sondern einfach nur gegen die verhassten Amerikaner kämpfen wollen. „Am liebsten Mann gegen Mann.“

Die Angaben der Amerikaner über die Zahl der Zivilisten in Falludscha, hält Said für falsch. Er schätzt, dass rund ein Drittel der 300 000 Einwohner geblieben sind – und nicht etwa nur ein Bruchteil. Bis zum Sonntag habe es auch noch Strom und Wasser gegeben. Wie es nun in Falludscha aussieht, weiß er allerdings nicht.

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