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Politik: Der kurze Auftritt des Jürgen Möllemann

FDP lädt Partei-Vize von Abschlusskundgebung in NRW aus

Von Jürgen Zurheide, Bonn

Der stellvertretende FDP-Parteichef öffnete die Autotür, stürmte direkt auf die vielen Kameras zu, sprach einige wenige Sätze und verschwand wieder; ohne gesagt zu haben, wo er den Abend verbringen würde. Trotz der kurzen Zeit muss Jürgen Möllemann die Plakate gesehen haben, die davon kündeten, dass er eigentlich gemeinsam mit Guido Westerwelle, Otto Graf Lambsdorff und Hans Dietrich Genscher in der Stadthalle Bad-Godesberg auftreten sollte. Dazu würde es nicht kommen, ließ er die Journalisten wissen, weil „es Rabbatz geben“ solle, wie ihm der eine oder andere aus den Reihen der Liberalen am Telefon eröffnet hatte. Weil er, der Erfinder der Strategie 18, aber jeden falschen Eindruck vermeiden und den Medien kurz vor Ende des Wahlkampfes keine falschen Bilder liefern wolle, so fügte er hinzu, habe er die „Beteiligten gebeten, auf meine Mitwirkung zu verzichten".

Das war fein formuliert, überdeckte aber nicht, was im Laufe des Tages passiert war. Nachdem der Berliner Parteiführung und auch Guido Westerwelle klar geworden war, was Möllemann mit seinem umstrittenen Faltblatt angerichtet hatte, versuchten die Berliner die Trennung zu vollziehen. Weil Westerwelle persönlich offenbar der Mut fehlte, wurde über eine Nachrichtenagentur gestreut, er habe seinen einstigen Mentor Möllemann ausgeladen. Als der das las, rief er sofort bei Westerwelle an. Der versicherte, so erzählt es Möllemann, natürlich sei er herzlich willkommen. Hinter den Kulissen wurde daran gearbeitet, Möllemann davon zu überzeugen, dass ein gemeinsamer Auftritt der beiden den Wählern nicht mehr zuzumuten sei. Am Ende einigte man sich auf die Linie, dass Möllemann erscheine, aber wegen zu erwartender Proteste das Feld kampflos räume. Offiziell hieß es bei der FDP, der Kreisvorsitzende Werner Hümmrich habe Möllemann wegen der Befürchtung eines Eklats ausgeladen.

In der Tat gab es vereinzelte Plakate gegen Möllemann, furchterregend sahen sie nicht aus. Im Saal spielte das Thema nach Möllemanns Rückzug kaum noch eine Rolle. „Wir sind die Partei der Toleranz und deswegen reden wir hier“, rief Westerwelle zu Beginn aus und fügte dann hinzu, „sonst auch niemand". Aber was machen die Liberalen, wenn sie vor allem in NRW ein gutes Ergebnis einfahren? Möllemann, das berichten seine engsten Vertrauten, will das dann für sich reklamieren. Das FDP-Präsidiumsmitglied Martin Matz kündigte bereits an, seine Partei werde „ab Sonntag, 18 Uhr, über die Zukunft von Möllemann nachdenken“.

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