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Politik: „Der Löwe muss brüllen“

Bayerns JU-Chef Weber über die neue CSU

Die CSU will den neuen Anfang mit alten Köpfen – wie geht das zusammen, Herr Weber?

Die CSU braucht keine Revolution, weil wir in den Umfragen deutlich über 50 Prozent liegen, während die SPD in Bayern und manch anderen Ländern auf dem Weg zur Splitterpartei ist. Die Spitzenköpfe, die wir am Samstag gewählt haben – Günther Beckstein als Ministerpräsident und Erwin Huber als Parteichef – haben sich dazu verpflichtet, die Erneuerung anzugehen. Das werden wir als Junge sehr kritisch verfolgen.

Wie stellen Sie sich den Generationswechsel vor?

Die größte Aufgabe liegt bei Beckstein. Wenn er am 9. Oktober im Amt ist, wird er seine Mannschaft vorstellen. Die jetzigen Regierungsmitglieder sind im Durchschnitt knapp 60 Jahre alt. Als Edmund Stoiber vor 14 Jahren ins Amt gekommen ist, hatte das bayerische Kabinett ein Durchschnittsalter von 50 Jahren. Genau dahin müssen wir wieder zurück. Ich hoffe, dass jetzt der Mut da ist, viele 30- und 40-Jährige in die Verantwortung zu holen. Zum Vergleich: Leute wie Beckstein, Huber, Waigel und Seehofer sind auch schon mit 40 in führende Staats- und Parteiämter gekommen und konnten sich so profilieren.

Wie schwer wird es für Erwin Huber, eingekeilt zwischen den CSU-Hauptfiguren in München und Berlin?

Wir hatten bisher mit Edmund Stoiber eine klare Führung. Für die CSU ist die Doppelspitze eine neue Herausforderung. Wenn sie erfolgreich sein soll, setzt das voraus, dass sich Huber und Beckstein gut abstimmen. Wenn die im Gleichklang marschieren, dann kann eine Doppelspitze sogar schlagkräftiger sein, weil man über Bande spielen kann.

Der neue Parteichef Huber sagt, er will in Berlin sogar etwas sturer auftreten als Stoiber. Was muss die CSU tun, um ihre Sonderrolle in der Bundespolitik zu verteidigen?

Zunächst sollte die CSU als Volkspartei Bayerns in Berlin klar wahrnehmbar sein. Der bayerische Löwe muss wieder brüllen. Beim Thema Nachhaltigkeit sollten wir noch erkennbarer werden. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum wir in Berlin jetzt, in den besten Zeiten der wirtschaftlichen Entwicklung keinen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen. Bayern hat es doch vorgemacht. Ein weiteres Beispiel für ein konsequentes Auftreten der CSU ist die Familienpolitik – der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen ist wichtig, aber die große Mehrzahl der Eltern entscheidet sich nach wie vor für die häusliche Erziehung. Die muss durch das Betreuungsgeld, wie wir es vorschlagen, auch profitieren. Frau Leyen sollte endlich verstehen, dass auch das zu einer ausgewogenen Familienpolitik gehört.

Zur nächsten Bundestagswahl will die CSU wieder mit dem Spruch „Freiheit statt Sozialismus“ kommen, so wie ihn schon Franz Josef Strauß in den 70er Jahren zum Motto erhoben hat. Ist das nicht rückwärtsgewandt?

Diese Parolen graben doch nicht wir wieder aus. Die SPD hat sich dazu entschieden, den Sozialismus wieder ins Programm zu nehmen. Es hat ja Zeiten gegeben, wo man das Gefühl hatte, dass die Sozialdemokratie verstanden hat, dass der Sozialismus nur Unheil über unser Land gebracht hat. Unter dem Druck von links, dieser Zangenbewegung, scheint das in Vergessenheit zu geraten.

Ein Wort zu Gabriele Pauli: War’s das dann für die CSU-Rebellin?

Das war es wirklich. Der Parteitag hat dokumentiert, dass Frau Pauli in der Partei keinen Rückhalt hat. Wenn sie darauf hinweist, dass die Show zu stark über politische Inhalte siegt, kann ich nur sagen: Wer sich mit Latexhandschuhen fotografieren lässt, braucht diesen Vorwurf nicht zu erheben. Mit Frau Pauli muss man offensiver umgehen, sie entlarven. Ihr geht es doch nur um Provokation, und die Ernsthaftigkeit von Politik bleibt auf der Strecke.

Das Gespräch führte Matthias Meisner.

Manfred Weber (35)

ist Vorsitzender

der Jungen Union

in Bayern. Der

Niederbayer sitzt

für die CSU

im Europaparlament und ist Mitglied des Parteivorstandes.

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