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Politik: Der Mensch als Patent?

Berlin. Seit Montag wird am Europäischen Patentamt (EPA) in München ein umstrittenes Stammzelltechnologie-Patent der Universität von Edinburgh in Schottland verhandelt.

Berlin. Seit Montag wird am Europäischen Patentamt (EPA) in München ein umstrittenes Stammzelltechnologie-Patent der Universität von Edinburgh in Schottland verhandelt. Einsprüche gegen das Patent kommen von 14 Parteien, darunter die Regierung Deutschlands, der Niederlande, Italiens sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft, kirchliche Organisationen und die Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Das Europäische Patentamt hatte das Patent 1999 erteilt. Prompt erhob sich Widerspruch: Das Patent, führten die Kritiker an, lasse die Schaffung gentechnisch veränderter Menschen zu.

Das Patent betrifft ein Verfahren, mit dem sich embryonale Stammzellen von anderen Zellen trennen lassen. Dazu werden die Stammzellen gentechnisch so verändert, dass sie eine Widerstandsfähigkeit gegen Antibiotika entwickeln. Fügt man nun einem Gemisch aus Stamm- und anderen Zellen das Antibiotikum zu, überleben nur die Stammzellen. Die „gereinigten“ Stammzellen könnte man anschließend zu medizinischen Zwecken nutzen.

Für die Parteien, die Einspruch eingelegt haben, wird mit dem Edinburgh-Patent der Weg zur gentechnischen Manipulation des Menschen freigemacht. Patentiert werde nämlich auch ein Verfahren, die gentechnisch veränderte Stammzelle in einen menschlichen Embryo einzupflanzen, sagt Carmen Ulmen von Greenpeace. „Damit bekommt die Universität das Patent auf den Embryo“, sagt Ulmen. „Das wollen wir verhindern.“ Die Universität von Edinburgh wies dies bereits 2000 zurück: Sie habe keinen Schutz für die Schaffung gentechnisch veränderter Menschen angestrebt.

Das Münchner Amt muss nun darüber entscheiden, ob das Patent bleiben, widerrufen oder geändert werden soll. Letzteres gilt als wahrscheinlich. Die Verhandlung ist auf fünf Tage angesetzt. Es könne aber schon „Mitte der Woche“ eine Entscheidung geben, sagte Rainer Osterwalder vom EPA dem Tagesspiegel. Greenpeace-Aktivisten errichteten derweil vor dem Patentamt im München ein sechs Meter hohes Puzzle. Es zeigt Leonardo da Vinci mit der Aufschrift: „Stoppt Patente auf Leben“.Bas Kast

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