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Politik: Der Moderator des Runden Tisches Karl-Heinz Ducke über Vermittlungschancen der Kirchen

PRÄLAT KARL-HEINZ DUCKE (58), heute katholischer Pfarrer in Jena, moderierte 1989 den zentralen Runden Tisch. Mit ihm sprach Regina Villavicencio.

PRÄLAT KARL-HEINZ DUCKE (58), heute katholischer Pfarrer in Jena, moderierte 1989 den zentralen Runden Tisch. Mit ihm sprach Regina Villavicencio.

Jahre später ist man meistens klüger. Wie bewerten Sie heute, Monsignore Ducke, die rund dreimonatige Arbeit des zentralen Runden Tisches?

Die Offenlegung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Situation in der DDR war ein ganz mühsames Geschäft. Leider wurden unsere Gespräche und Recherchen nicht immer berücksichtigt. Zumindest haben die damaligen Verantwortlichen in der Bundesrepublik den Runden Tisch nicht ernst genommen. Sie haben immer noch geglaubt, dass sie notwendige Informationen über die DDR von den staatlichen Institutionen der DDR bekommen können. Und dort war unter anderem zu hören, dass die DDR zu den stärksten Industrienationen der Welt gehört. Stellen Sie sich vor, die geschönten Zahlen gingen an die Treuhand weiter.

Der Runde Tisch stellte schon am 12. März 1990 seine Arbeit ein. Hätte er nicht doch weitergeführt werden müssen?

Nein und Ja. Nein, weil im März 1990 eine Volkskammer gewählt wurde. Damit gab es legitimierte Vertreter des Volkes. Ja, in speziellen Situationen. Der Runde Tisch hat nur seine Legitimation als Kriseninstrument in einer Notlage, in der nichts anderes mehr geht. Als "Drohung" an unfähig gewordene Parlamente hat er schon noch Sinn.

Eine kritische Situation haben wir heute ja auch, etwa auf dem Arbeitsmarkt?

Immerhin gibt es das Bündnis für Arbeit, gewissermaßen ist das ein Runder Tisch.

Aber einer, an dem nicht viel erreicht wird. Könnte sich die Kirche nicht wie 1989 als Moderator einschalten?

Erstens: Die Kirche war damals auch nicht gefragt. Wir sollten damals nur Postbote sein zwischen den neuen politischen Gruppierungen und der alten Parteimacht. Zweitens: Die Kirche war am zentralen Runden Tisch nicht als Institution beteiligt, ihre Mitglieder waren dabei. Drittens: Ich denke schon, dass die Kirche Kompetenz in gesellschaftlichen Fragen bewiesen hat, auch nach der Wende, zum Beispiel im Wort zur sozialen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Ob Kirchenvertreter aber erneut einen Runden Tisch moderieren sollen? Ich bin mir unsicher.

Wenn es zu einem Runden Tisch käme mit Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Strömungen, wie und wo könnte er tatsächlich Einfluss nehmen?

Nun, das Parlament sollte die Erklärungen des Runden Tisches als Vorlage diskutieren. Das machte Sinn, gerade vor dem Hintergrund, dass es nicht unbedingt die Interessenlage der Gesellschaft widerspiegelt. Sehen Sie die vielen Nichtwähler, die es gibt, die sich in den im Parlament vertretenen Parteien nicht wiederfinden.

Jahre später ist man meistens klüger. Wi

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