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Radeln für die Bürgernähe. Bei seiner Sommerreise geht es für Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister darum, Punkte für den bevorstehenden Wahlkampf zu sammeln. Foto: Nigel Treblin/dapd

© dapd

Politik: Der Unauffällige

Niedersachsens Landeschef McAllister stellt sich im Januar zur Wahl – auf dem Land gilt er als Favorit.

Von Antje Sirleschtov

Von Öko-Fundis aus dem Wendland hat David McAllister nichts Gutes zu erwarten. Seit Jahrzehnten demonstrieren sie lärmend gegen das Atom-Endlager Gorleben, mit der CDU haben sie traditionell nichts am Hut. An diesem Dienstag warten sie in Hitzacker, bewaffnet mit Plakaten. McAllister muss sich in ein paar Monaten in Niedersachsen einer Landtagswahl stellen, jetzt macht er sich auf eine dreitägige Sommertour durch das Land auf. Eigentlich will er das Bild eines fürsorglichen Landesvaters zeichnen. Da passen wütende Gorleben-Gegner so gar nicht ins Bild. Als sein Sommertourbus am Deich von Hitzacker hält, hat der Staatsmann McAllister vor Aufregung ganz rote Ohren. Gorleben-Gegner: Man weiß ja nie, was da passiert. Doch dann stellt sich der Ministerpräsident wie selbstverständlich zu den Demonstranten, zeigt Verständnis, verspricht sich zu kümmern und lächelt deren Proteste einfach weg. Zehn Minuten dauert das Aufeinandertreffen, dann bittet ihn eine ältere Demonstrantin mit Anti-Atom-Plakat in der Hand um ein Autogramm. Und der CDU-Mann McAllister kann die Öko-Fundis sogar noch zu einer gemeinsamen Fahrradtour überreden. Er strahlt über das ganze Gesicht. „Wenn das kein gutes Zeichen ist.“

David McAllister ist 42 Jahre jung, hat schottische Wurzeln und das höchste Amt in Niedersachsen 2010 von seinem Ziehvater Christian Wulff geerbt. Seitdem zeigt er sich als zurückhaltender und biederer Regierungschef. Man kennt ihn wohl hier im Land. Doch er fällt nicht auf, nicht in Niedersachsen und auch nicht in Berlin. Man könnte sagen, McAllister wäre über die Grenzen des Bundeslandes wohl bis heute kaum bekannt, wenn Wulff nicht Anfang des Jahres aus dem Amt gejagt worden wäre und der Blick sich dabei auch immer wieder nach Hannover gerichtet hätte. McAllister möchte das Wort Wulff am liebsten gar nicht mehr hören. Er interessiert sich vor allem fürs Praktische. Den SPNV zum Beispiel, den Schienenpersonennahverkehr. Mit ein paar geschickten Handgriffen und Investitionen ist es ihm gelungen, der trägen Bahn AG durch Konkurrenten Beine zu machen. „Das hilft den Leuten“, sagt er. Und dafür, hofft er, werden sie ihn wählen.

Im nächsten Januar ist es so weit, dann wird ein neuer Landtag gewählt. Acht Monate vor der Bundestagswahl, McAllister steht in mehrfacher Hinsicht unter Erfolgsdruck. Verliert er die Wahl gegen seinen SPD-Herausforderer Stephan Weil, wird Niedersachsen nach Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zum Symbol des Niedergangs der Union insgesamt. McAllister ist also Angela Merkels wichtigster Mann in den Ländern. Doch auch für ihn selbst steht viel auf dem Spiel. Kann er im Januar das Amt des Ministerpräsidenten behalten, empfiehlt er sich in der CDU für Höheres. Andersherum rutscht er wohl für längere Zeit wieder in die dritte Liga zurück.

McAllister will sich als Spar-Politiker profilieren und die Zukunft der Gymnasien gegen rot-grüne Angriffe verteidigen. „So machen wir das“ lautet sein Slogan, wobei noch nicht klar ist, was er wie machen will. Doch bis Januar ist ja auch noch Zeit. McAllister stammt aus Cuxhaven, er kommt gut mit Alt und Jung auf dem Land aus. Er sieht sich daher als Favorit in den ländlichen Gebieten, in den Großstädten hat der SPD-Mann Weil wohl mehr Anhänger. Glaubt man den Umfragen, hat McAllisters CDU gute Chancen, stärkste Kraft zu werden. Doch das reicht nicht. Denn genau wie seine Parteichefin Merkel hängt McAllisters Zukunft von seinem Koalitionspartner, der FDP, ab. Und die kommt auch in Niedersachsen seit Monaten nicht über die Fünfprozenthürde. Für Schwarz-Gelb sieht es schlecht aus. Vergangene Woche hat McAllister im Landtag Alternativen getestet. Mit SPD und Grünen müsse man in Sachfragen zusammenarbeiten, hat er gesagt. Die haben es schweigend zur Kenntnis genommen. In der FDP aber hieß es: Bruderverrat.

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