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Politik: Deutschlands Finnen

Von Bärbel Schubert Die Schulleistungen der deutschen Bundesländer klaffen inzwischen stärker auseinander als die von Staaten wie Finnland und Süd-Korea. Dies geht aus der jetzt vorliegenden Endfassung des innerdeutschen Leistungsvergleichs „Pisa 2000“ hervor.

Von Bärbel Schubert

Die Schulleistungen der deutschen Bundesländer klaffen inzwischen stärker auseinander als die von Staaten wie Finnland und Süd-Korea. Dies geht aus der jetzt vorliegenden Endfassung des innerdeutschen Leistungsvergleichs „Pisa 2000“ hervor. Danach führt Bayern in fast allen getesteten Bereichen deutlich vor den anderen Bundesländern. Nur in den Naturwissenschaften muss es sich hinter Schleswig-Holsteins Gymnasiasten geschlagen geben, die auch insgesamt sehr gut abschneiden. Vorn liegen auch Baden-Württemberg, Sachsen und Rheinland-Pfalz.

Die Studie soll am Dienstag offiziell vorgestellt werden, nach und nach sind aber die Ergebnisse vorab bekannt geworden. Bei dem weltweit größten Schulvergleich Pisa waren im Jahr 2000 die Leistungen von 180 000 Schülern im Alter von 15 Jahren getestet worden, davon 5000 in Deutschland. Die Kultusminister der Länder hatten für den innerdeutschen Vergleich zusätzlich 50 000 Jugendliche prüfen lassen, um auch die Leistungen einzelner Schularten vergleichen zu können. Der Schwerpunkt liegt beim Leseverständnis.

Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen behauptet sich entgegen bisherigen Spekulationen im Mittelfeld, bei den Lesefähigkeiten sogar zusammen mit dem Saarland auf Platz fünf. Abgeschlagen sind Bremen, das als einziger Stadtstaat in der allgemeinen Wertung berücksichtigt ist, aber auch Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Diese bilden durchgängig in allen Testbereichen die Schlussgruppe.

Die Studie zeigt aber erneut das miserable internationale Abschneiden der Deutschen. Bayern kann als einziges Bundesland auch international einigermaßen mithalten und erreicht dabei – je nach Bereich – die Plätze zehn bis zwölf. Beim Lesen bedeutet das einen Platz hinter Schweden und vor Österreich, in der Mathematik den elften Platz hinter Frankreich. Baden-Württemberg folgt erst auf Platz 17, zwischen den USA und Dänemark. Alle anderen Bundesländer kommen dagegen kaum über den OECD-Durchschnitt von 500 Punkten hinaus. Deutschland insgesamt war unter 32 Teilnehmerstaaten beim Pisa-Test abgeschlagen auf dem 21. Platz gelandet. Sachsen-Anhalt und Bremen kämen in der internationalen Wertung auf die unteren Plätze, nur noch vor Luxemburg, Mexiko und Brasilien. Im Einzelnen ergeben die neuen deutschen Pisa-Details ein differenziertes Leistungsbild. Baden-Württemberg sichert sich den zweiten Platz im allgemeinen Vergleich, schneidet aber überraschend mit seinen Gymnasien schlechter ab. Von den neuen Ländern sind Sachsen und Thüringen vorn mit dabei. Rheinland-Pfalz belegt als bestes SPD-geführtes Land bei der Schlüsselkompetenz Lesen den vierten Platz. Als Reaktion auf die großen Schulunterschiede innerhalb Deutschlands hat eine Föderalismusdebatte begonnen. Die Wirtschaft mahnte tief greifende Bildungsreformen an. Das mittelmäßige Schulsystem der Bundesrepublik stelle eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit dar, warnten Industrie-Präsident Michael Rogowski und Handwerks-Präsident Dieter Philipp. Der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun, plädierte für verbindliche Bildungsstandards und zentrale Abiturprüfungen.

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