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Politik: Die Deutschen sind längst da

Trotz der US-Blockade arbeiten viele Mittelständler bereits am Wiederaufbau des Irak mit – und hoffen auf noch größere Aufträge

Die Regierung Bush rudert zurück. Bisher wollte sie die Kriegsgegner Deutschland und Frankreich von Generalaufträgen zum Wiederaufbau des Irak ausschließen. Jetzt zeichnet sich ab, dass deutsche Firmen als direkte Auftragnehmer zum Zuge kommen.

Doch ungeachtet der möglichen Kehrtwende bei der Auftragsvergabe durch die US-Regierung – die deutschen Unternehmen sind schon längst im Geschäft. Als Subunternehmer von US-Firmen etwa. Aber auch beauftragt durch internationale Organisationen wie WHO oder Unesco. Zum Zuge gekommen sind nicht nur große Konzerne wie beispielsweise Siemens mit seinem Mobilfunkauftrag in zweistelliger Millionenhöhe und im Auftrag eines kuwaitischen Unternehmens.

Auch mittelständische Firmen sind dabei. Gleich mehrere hat der US-Baukonzern Bechtel unter Vertrag genommen. Die Stuttgarter M+W Zander soll Lüftungsanlagen auf dem Flughafen Basra, die Standard Aggregatebau aus Norderstedt den Notstromdiesel reparieren. Und die US-Tochter des Mittelständlers Westfalia Separator werkelt als Subunternehmen auf einer Ölförderanlage herum.

Und es gibt noch viel mehr Firmen aus Deutschland, die längst im Irak arbeiten oder in das Land liefern. Die meisten, so heißt es beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), wollen damit aber nicht an die Öffentlichkeit. Noch heute wirkt der politische Streit nach. Die Firmen installieren Anlagen zur Wasseraufbereitung sowie für die medizinische Versorgung und liefern Medikamente. Zwei Milliarden Dollar haben WHO und andere Organisationen dafür ausgegeben, weitere 3,8 Milliarden Dollar werden folgen.

Noch geht es vor allem um die Beseitigung der Kriegsschäden. Die großen Aufträge winken später – wenn die seit 20 Jahren vernachlässigten Industrieanlagen saniert werden. Viele davon tragen ein deutsches Fabrikschild. Da müsse man nicht auf das 18-Milliarden-Dollar-Programm des George W. Bush warten, sagt ein Manager. „Spätestens mit dem Regierungswechsel im Irak kommen wir richtig ins Geschäft.“

Dieter Fockenbrock

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