zum Hauptinhalt

Politik: Die Grünen: Kamele, Köche und Koalitionen

Als "Schwarzgeldjugend" begrüßte Außenminister Joschka Fischer die Mitglieder der Jungen Union, die am Rande der Landesversammlung der hessischen Grünen in Limburg gegen ihn als den "Dauerstudenten und Hausbesetzer" demonstrierten. Zu dem schwarz-grünen Flirt auf kommunaler Ebene, die zuletzt in der Partei für Aufregung gesorgt hatten, war zu diesem Zeitpunkt nach seiner Meinung bereits "das nötige" gesagt: "Eher geht ein Kamel durch das berühmte Nadelöhr, als dass wir mit Roland Koch eine Koalition machen, basta", rief Landesvorstandssprecher Hubert Kleinert.

Als "Schwarzgeldjugend" begrüßte Außenminister Joschka Fischer die Mitglieder der Jungen Union, die am Rande der Landesversammlung der hessischen Grünen in Limburg gegen ihn als den "Dauerstudenten und Hausbesetzer" demonstrierten. Zu dem schwarz-grünen Flirt auf kommunaler Ebene, die zuletzt in der Partei für Aufregung gesorgt hatten, war zu diesem Zeitpunkt nach seiner Meinung bereits "das nötige" gesagt: "Eher geht ein Kamel durch das berühmte Nadelöhr, als dass wir mit Roland Koch eine Koalition machen, basta", rief Landesvorstandssprecher Hubert Kleinert.

Wie Kleinert richtete auch Landtagsfraktionschef Tarek Al-Wazir kritische Bemerkungen in Richtung SPD: Die Sozialdemokraten hätten "ohne Rücksicht auf Inhalte" sozial-liberale Bündnisse auch dort geschlossen, wo rot-grüne Mehrheiten möglich gewesen wären. Viel Beifall erhielt die in Limburg neu gewählte Vorstandssprecherin, Evelin Schönhut-Keil, als sie die hessischen Sozialdemokraten vor einem Schmusekurs mit der "machtbesoffenen FDP" warnte. Die SPD habe sich in Hessen von einem schwerfälligen Tanker zu einer steckengebliebenen Bohrinsel entwickelt, sagte sie. Ziel der hessischen Grünen bleibe es, bei der Landtagswahl Ministerpräsident Roland Koch "in die Wüste zu schicken".

Außenminister Joschka Fischer hatte zuvor seine hessischen Parteifreunde auf die kommende Bundestagswahl eingestimmt. "Wir werden im Zentrum dieser Auseinandersetzung stehen", sagte er. FDP und PDS wollten an die Macht, auch wenn die "Generation Guido" inhaltlich nichts zu bieten habe. Fischer nannte die Forderung nach einer kinderfreundlichen Gesellschaft "sein" Thema, die Bildungs- und Familienpolitik müssten im Mittelpunkt grüner Programmatik stehen. Selbstbewusst bezeichnete Fischer die Grünen als die "Köche" des Berliner Regierungsbündnisses. Nach ihren Rezepten werde die Reformpolitik im Bund gekocht, sagte ein selbstbewusster Fischer.

Mit SPD-Ministerpräsident Wolfgang Clement bekamen auch die nordrhein-westfälischen Grünen bei ihrem Treffen in Bielefeld prominenten Besuch. Im Vorfeld hatte es aber hinter den grünen Kulissen ein heftiges Gerangel um dessen Auftritt gegeben. Nicht wenige Grüne hatten noch die Bilder vom vergangenen Sommer im Kopf, als sich nicht nur Bärbel Höhn von Clement bei den Koalitionsverhandlungen gedemütigt fühlte. Michael Vesper, der grüne Bauminister, hatte trotzdem beharrlich für diese Idee geworben, und als die Grünen spürten, dass ihnen der gleichzeitig in Düsseldorf stattfindende FDP-Parteitag die mediale Aufmerksamkeit zu entziehen drohte, schwenkten sie ein.

Dass dies den meisten Grünen schwer fiel, spürte man schon zu Beginn: Als Clement die Bielefelder Stadthalle betrat, rührte sich keine Hand. Doch nach den ersten Worten von Clement wurde es wärmer in der tristen Halle. "Ich bin mit der Bahn gekommen", begann er seinen Vortrag, und die Grünen klatschten mit einem Male so begeistert, dass selbst sein Nachsatz: "Nur mit dem Transrapid wäre ich noch schneller gewesen", nicht zu einen Temperatursturz führte.

Danach zeigt Clement, dass er nicht gekommen ist, um sich anzubiedern. Er redet von den Chancen der Bio- und Gentechnik und zitiert Hans Jonas: "Die Angst um den Menschen und um die Natur darf nicht zur Feindschaft gegen Wissenschaft und Technik verleiten." Er wirbt für den Transrapid und verspricht, dass dieses neue Verkehrssystem nur dann eingeführt werde, wenn es mit den bestehenden Verbindungen von Bus und Bahn vernetzt werden kann.

Am Ende wirbt Clement offen für eine Neuauflage von Rot-Grün: "Wir müssen jetzt die Voraussetzungen schaffen, dass die Wählerinnen und Wähler gar nicht anders können, als unsere Arbeit zu honorieren". Nicht wenige Grüne wären an dieser Stelle gerne vor Begeisterung aufgesprungen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false