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Politik: Die Kirchen verlieren – auch Steuereinnahmen

Grüne Nickels fordert höhere Beiträge Wohlhabender

Berlin (ddp). Die christlichen Kirchen in Deutschland sorgen sich um ihre Steuereinnahmen. Nach einer bisher nicht veröffentlichten Statistik verzeichnete die evangelische Kirche im vergangenen Jahr Einnahmeverluste in Höhe von 52 Millionen Euro. Die Bruttoeinnahmen sanken im Vergleich zu 2002 um fast 1,3 Prozent. Die katholische Kirche konnte hingegen erstmals seit dem Jahr 2000 wieder ein Plus verbuchen – um 55,7 Millionen Euro oder 1,25 Prozent. Experten warnten am Freitag jedoch, dieser Trend kehre sich 2004 bereits wieder um.

Der Geschäftsführer der Steuerkommission des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD), Elmar Niclas, sagte, 2004 würden sich beide Stufen der Steuerreform, die Tarifabschlüsse sowie die anhaltend schlechte Wirtschaftslage steuersenkend auswirken und zu Einbußen von zwischen fünf und acht Prozent führen. Insgesamt nahmen die Finanzämter für die katholische Kirche vergangenes Jahr 4,5 Milliarden Euro ein, für die evangelische Kirche 4,13 Milliarden Euro.

Nach Ansicht der Grünen-Kirchenexpertin Christa Nickels müssen die Kirchen dringend „anderweitige Geldquellen“ erschließen. Ansonsten drohe ihnen eine schwere „Glaubwürdigkeitskrise“. Im Sinne der Gerechtigkeit sollten „breitere Schultern“ auch mehr zahlen und gut Verdienende stärker zur Finanzierung herangezogen werden. Ebenso sei es sinnvoll, gut situierte Rentner in die Steuer einzubeziehen. Unions-Kirchenexperte Hermann Kues (CDU) schloss Änderungen nicht aus. „Wenn die Einnahmen wegbrechen, muss man gucken, welche Konsequenzen man daraus zieht“, sagte Kues.

Zugleich kämpfen die Kirchen mit dramatischen Mitgliederverlusten. Derzeit gehören noch 63,8 Prozent der Deutschen der katholischen oder evangelischen Kirche an, rund 1,9 Millionen Menschen weniger als vor sechs Jahren, berichtet der „Focus“.

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