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Politik: „Die Kräfte des Übels werden in Särgen heimkehren“ Saddam droht den USA – und die Türken stehen schon im Irak

Von Birgit Cerha, Beirut und Thomas Seibert, Istanbul Die türkische Armee baut ihre Präsenz im Norden Iraks aus, um im Falle eines US-Angriffs auf Bagdad möglichen kurdischen Separatismus-Bestrebungen in der Region besser begegnen zu können. Wie der Anführer der nordirakischen Kurdengruppe PUK, Jalal Talabani, in Ankara sagte, steht das rund 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze gelegene Flugfeld Bamerni unter Kontrolle der türkischen Armee.

Von Birgit Cerha, Beirut

und Thomas Seibert, Istanbul

Die türkische Armee baut ihre Präsenz im Norden Iraks aus, um im Falle eines US-Angriffs auf Bagdad möglichen kurdischen Separatismus-Bestrebungen in der Region besser begegnen zu können. Wie der Anführer der nordirakischen Kurdengruppe PUK, Jalal Talabani, in Ankara sagte, steht das rund 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze gelegene Flugfeld Bamerni unter Kontrolle der türkischen Armee. Türkischen Presseberichten zufolge errichtete die Armee auch neue Stellungen in der Region; mehr als 5000 türkische Soldaten sollen inzwischen im Nordirak stationiert sein.

Die PUK Talabanis und die zweite große irakische Kurdengruppe, die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) unter Führung von Massoud Barzani, kooperieren mit der türkischen Armee. Das kurdische Siedlungsgebiet nördlich des 36. Breitengrades wird seit dem Golf-Krieg nicht mehr von Bagdad beherrscht. Talabani sagte, die irakischen Kurden sähen in den Türken ihre Beschützer.

Dennoch will Ankara alles tun, um die Entstehung eines Kurdenstaates nach einer Entmachtung Saddam Husseins zu verhindern, und würde notfalls auch in den Irak einmaschieren. Deshalb wurde jetzt der Flugplatz Barmeni mit schwerem Gerät und neuer Elektronik bestückt. Die Modernisierung bedeutet aber nicht, dass die Türken bereit sind, bei einem US-Angriff auf den Irak die Vorhut zu übernehmen.

Saddam Hussein indes, der in den vergangenen Tagen Entgegenkommen signalisiert und sowohl die UN als auch Mitglieder des US-Kongresses nach Bagdad eingeladen hatte, setzt nun wieder auf Konfrontation. Während am Donnerstag tausende bewaffnete „Freiwillige“ durch die Straßen Bagdads marschierten, ergriff der Diktator via Satellitenfernsehen das Wort. Die Vereinten Nationen mahnte er in seiner Ansprache, sich ihrer Verantwortung für „Frieden und Sicherheit“ zu besinnen und einen „Dialog unter Gleichberechtigten auf der Basis internationalen Rechts und internationaler Konventionen zu führen". Die Araber rief er zu Solidarität auf. Wann immer „Kräfte des Übels“ arabische und moslemische Länder bedroht hätten, seien sie „im Müllkübel der Geschichte“ gelandet, so der Staatschef. Wenn solche Kräfte nun Krieg gegen den Irak führen wollten, würden sie nach einer beschämenden Niederlage in Särgen heimkehren. An der Einheit seines eigenes Volkes scheint Saddam Hussein allerdings zu zweifeln. So haben die Behörden in zahlreichen Stadtteilen nächtliche Ausgangssperren verhängt, Auffallend viele Menschen wurden zudem jüngst unter dem Vorwand festgenommen, sie hätten gefälschte Dokumente.

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