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Politik: Die Last des Erfolgs

Schröder besucht die New Economy – und erkennt Gemeinsamkeiten

Von Antje Sirleschtov

So geht das, wenn die New Economy feiert: Die Location ist „in“, die Klamotten hipp und keiner der Anwesenden älter als 35. Und so war es auch am Freitag, als Universal in Berlin seine Internetseite www.popfile.de in Betrieb nahm. Zur Party lud das Unternehmen in seine Büro-Lofts mit Wasserblick an der Stralauer Allee. Fesch frisierte Gäste in trendigen Kostümen und Turnschuhen zum Nadelstreifenanzug knabberten Kanapees zu Mineralwasser „medium“.

Eingeladen waren junge Führungskräfte der Bundeshauptstadt. Das Event teilte sich Universal mit der deutschen Sozialdemokratie. Und kein Geringerer als Bundeskanzler Gerhard Schröder selbst gehörte zu den Ehrengästen. Ob sich Schröder (58) für den eigentlichen Anlass, die Eröffnung des ersten deutschen Download-Portals für Popmusik, interessierte, weiß man nicht. Dafür fand der Gast einen anderen Grund, warum gerade er gerade jetzt an diesem Ort richtig sei: Jeder weiß, dass der wirtschaftliche Abschwung die Medien- und Internetunternehmen besonders hart getroffen hat. Und er befinde sich in einer ähnlichen Situation. „Auch ich soll eine Erfolgsstory schreiben“, sagte Schröder, „und habe daran so zu knapsen wie Sie.“ „Stimmt“, konterte der Chef des Musikvermarkters, Tim Renner, das Eingeständnis des obersten Sozialdemokraten, sich nur ein paar Tage vor der Bundestagswahl nicht gerade in einer Boomphase zu befinden. Doch sei die Krise kein Grund zur Resignation. „Mangel fördert Innovation“, mahnte Renner den Gast, „nur wer Angst hat, kommt nicht voran“.

Vorankommen, das will wohl dieser Tage keiner so sehr wie der Vorsitzende der SPD. Und damit ihm am 22. September auch die jungen Führungskräfte der Internetszene dabei helfen, warb er bei Universal um deren Gunst. Wer glaubt, dass Schröder das schwer fallen sollte, weil er doch gerade erst die Manager als „Millionenabzocker“ beschimpft und dafür gescholten hatte, dass sie die Arbeiter „ausplündern“, der irrt. Furchtlos ging er in die Offensive, ohne seine Strategie zu verlassen. Er packte die Anwesenden bei der Frage, die sie im Augenblick am meisten bewegt: Warum ist nach dem New-Economy-Boom jetzt die Luft völlig raus? Wer erfolgreich führen will, sagte Schröder, müsse seine Mitarbeiter motivieren und dürfe die Arbeitnehmer nicht als Störfaktor des Shareholder Value ansehen. Wer rasch Geld machen will und seine eigenen Leute auf die Straße setzt, hat verloren. Den „Schlüssel zum Erfolg“ finde man nur im „Ausgleich mit den abhängig Beschäftigten“.

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