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Politik: Die niederländische Polizei ist auf die Fußball-Europameisterschaft noch nicht vorbereitet

Joop Vogel mahnt zur Eile. Der Chef der niederländischen Polizeigewerkschaft ACP kritisiert die "zu abwartende Haltung" der zuständigen Ministerien vor der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2000.

Joop Vogel mahnt zur Eile. Der Chef der niederländischen Polizeigewerkschaft ACP kritisiert die "zu abwartende Haltung" der zuständigen Ministerien vor der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2000. Bei der Polizei herrsche "Unruhe" über die Sicherheitsvorkehrungen. Aber nicht nur die Polizei, selbst Abgeordnete der Regierungsparteien warfen dem eigenen Kabinett kürzlich vor, Den Haag bereite sich "zu lax" auf die EM vor. Dies sei, so die Kritik, ein "Mangel an staatlicher Regie". Die Angst geht um, die Angst vor den Hooligans.

Die Sorge vor erneuten Gewalteskapaden bei der von den Niederlanden und Belgien gemeinsam ausgetragenen EM sind begründet. Der geringe Abstand zwischen den Spielorten und die nahen Grenzen erschweren die Sicherheitsvorkehrungen genauso wie die zentrale Lage der beiden Gastgeberstaaten. Die "spontane" Einreise ausländischer Schlägerhorden ist wesentlich schwerer zu kontrollieren als bei der EM 1996 in Großbritannien. Aber es ist vor allem die unberechenbare heimische Hooligan-Szene, die Sicherheitsexperten Kopfzerbrechen bereitet: Mehrmals erwies sich die niederländische Polizei in den letzten Jahren der ausufernden Fangewalt kaum gewachsen.

Traditionell gelten die Anhänger des niederländischen Oranje-Teams als friedliebend. Gefürchtet sind jedoch die Club-Hooligans von Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam.

Nach jedem Vorfall pflegen Politiker und die Polizei sich zwar erschrocken über die Verrohung der Sitten zu beklagen, doch ein klares Konzept im Umgang mit Fangewalt ist nicht zu erkennen. Einerseits will die traditionell eher zurückhaltende Polizei keine Ausschreitungen provozieren. Andererseits überlässt die Politik vorbeugende Maßnahmen weitgehend den Clubs: Fanprojekte wie in deutschen Städten sucht man in den Niederlanden vergeblich.

Der Kenntnisstand der Polizei über die Hooligans habe sich in den vergangenen beiden Jahren eher verschlechtert als verbessert, vermeldet besorgt ein Untersuchungsbericht zu den Ausschreitungen, zu denen es im April bei den "Feiern" zum 14. Meistertitel von Feyenoord in der EM-Finalstadt Rotterdam kam. Als beunruhigend empfinden es Sicherheitsexperten, dass die Randalierer stets jünger und agressiver werden. "Die Behörden wissen zu wenig über Fußballgewalt", warnt der Bericht: "Bei der EM muss vom schlimmsten Szenario ausgegangen werden." Besser gerüstet für das nahende Großereignis zeigt sich bereits jetzt die einschlägige Szene. Über das Internet riefen anonyme Hooligans kürzlich zur Bildung einer "Dutch Army" auf - um die Schlägerkollegen aus Deutschland und England bei der EM besser "bekämpfen" zu können.

Thomas Roser

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