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Politik: „Die Opposition ist nicht das Volk“

Präsident Chavez hat vor allem bei den einfachen Leuten Rückhalt

Caracas. Venezuela ist zerstritten, die Angaben zu dem Streik widersprüchlich: Glaubt man der Opposition, beteiligt sich das ganze Land, glaubt man der Regierung, sind es nur ganz Wenige. Für Edgardo Lander, Professor für Soziologie an den Zentraluniversität Venezuelas in Caracas, ist dies nicht überraschend: „Die Gesellschaft ist tief gespalten. Beide Seiten leben ausschließlich in ihrer eigenen Welt: Jede Fraktion negiert nicht nur die Sichtweise der anderen, sondern ist überzeugt, dass ihre begrenzte Vision der Realität die einzig wirkliche ist“, sagt er.

Lander glaubt, dass es für den derzeitigen Streik durchaus Unterstützung gibt. Allerdings sei klar, dass es durch den Generalstreik nicht gelungen sei, das Leben im Land zum Stillstand zu bringen. Die Mehrheit der wirtschaftlichen Aktivitäten im Land funktioniere uneingeschränkt. Wenn man nur die Hauptstadt und die wohlhabenden Stadtviertel im Osten des Zentrums betrachte, könnte man meinen, dass sich das ganze Land im Generalstreik befindet, dass alle Präsident Chavez ablehnen und dass er keinerlei Unterstützung in der Bevölkerung habe. Doch wer dass glaube, habe sich von der Fernsehberichterstattung manipulieren lassen, erläutert der Soziologe. Die Lage in Venezuela sei keinesfalls mit Rumänien oder mit den Länder im ehemaligen Ostblock vergleichbar, in denen es damals keinerlei Unterstützung mehr für die Regierung gegeben habe.

Obwohl die Opposition auf eine Ablösung der Regierung drängt und statt Dialog nun wieder auf Streik setzt, ist die ChavezRegierung weiterhin bereit, Gespräche zu führen. Der These, dass dies ein Zeichen der Schwäche sei, widerspricht Professor Lander: „Es ist die Regierung, die derzeit das größte Interesse hat, das politische Klima zu stabilisieren und die Politik wieder als Lösungsmechanismus einzusetzen. Ihr geht es um Dialog, auch, um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Mich wundert es überhaupt nicht, dass es derzeit die Regierung ist, die für Verhandlungen plädiert, während extremistische Tendenzen in der Opposition sich dagegen aussprechen.“

Überhaupt muss sich die Opposition zunehmend Kritik gefallen lassen. Menschenrechtsgruppen werfen ihr vor, Gewalt zu schüren und Zusammenstöße zu provozieren. Auch nutzten sie die privaten Massenmedien, vor allem die Fernsehsender, um einseitig ihre Sicht der Dinge zur einzigen sichtbaren Version des Konflikts zu machen. Was aber völlig fehlt, sind Vorschläge, welche Veränderungen das Land voranbringen könnten.npl

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