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Politik: Die Wiege von Occupy: Spanier protestieren wieder

Madrid - Auf dem weißen Transparent prangt nur ein großes Wort des Protestes: „Diebe“. Dahinter reckt ein junger Mann ein Pappschild hoch mit dem Text: „Schluss mit dem Bankenbetrug“.

Madrid - Auf dem weißen Transparent prangt nur ein großes Wort des Protestes: „Diebe“. Dahinter reckt ein junger Mann ein Pappschild hoch mit dem Text: „Schluss mit dem Bankenbetrug“. An diesem Wochenende machte Spaniens junge Generation der „Empörten“ mit Massendemonstrationen in vielen Städten erneut klar, dass sie nicht zu schweigen gedenkt. Allein in Madrid und Barcelona gingen mehr als 100 000 Menschen auf die Barrikaden.

Gerade erst hatte Spaniens Regierung die Großbank Bankia per Verstaatlichung und mit Milliardenhilfen retten müssen. Umfragen zufolge sind gut zwei Drittel der Bevölkerung dagegen, jenen Geldhäusern mit Steuergeldern unter die Arme zu greifen, die sich mit Immobilienspekulationen übernommen und Spanien in die Krise geritten haben. Die Wut auf der Straße über die Geldinstitute ist auch deswegen groß, weil die Bankiers derzeit gnadenlos zigtausende Bürger via Räumungsklage aus den eigenen vier Wänden werfen, weil die Betroffenen, nachdem sie ihren Job verloren, ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen können. Allein im vergangenen Jahr gab es 60 000 solcher Zwangsräumungen.

Spaniens Krise, die durch einen gigantischen Immobiliencrash ausgelöst wurde, hat Millionen Menschen arbeitslos gemacht und damit in den Ruin getrieben. Die Arbeitslosigkeit liegt heute bei fast 25 Prozent, bei den unter 25-Jährigen ist jeder zweite ohne Stelle. Das Epizentrum der spanischen „Indignados“ (Empörten), die zum Vorbild für die weltweite Occupy-Bewegung wurden, befindet sich im Herzen Madrids auf dem Platz „Puerta del Sol“. Dort begann vor genau einem Jahr der Aufschrei der Jugend. „Seitdem hat sich nichts geändert“, meint Carlos, ein Mittzwanziger. „Im Gegenteil, die Lage ist sogar noch schlimmer geworden.“

Am Sonntagmorgen, als nach einer langen Protestnacht die „Empörten“ nicht nach Hause gehen wollen, räumen die Beamten die „Puerta del Sol“ und vertreiben die Menge. „Wir geben nicht auf und kommen wieder“, lautet die Antwort der Unentwegten. Ralph Schulze

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