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Politik: Diepgen: Naumanns Vorschlag ist ein Weg aus der Sackgasse

BERLIN (Tsp).In der Debatte um das Holocaust-Mahnmal haben die neuen Überlegungen des designierten Staatsministers für Kultur, Michael Naumann, ein überraschend positives Echo gefunden.

BERLIN (Tsp).In der Debatte um das Holocaust-Mahnmal haben die neuen Überlegungen des designierten Staatsministers für Kultur, Michael Naumann, ein überraschend positives Echo gefunden.Berlins Regierender Bürgermeister Diepgen (CDU) sprach von einem "interessanten Vorschlag, der aus der Sackgasse der momentanen Diskussion um ein überdimensioniertes Denkmal führt".Auch Michel Friedman, Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden, sprach von einer "fruchtbaren Diskussionsbasis".Dagegen sieht der rechtspolitische Sprecher der Bonner Grünen, Volker Beck, in Naumanns Vorstoß "keine überzeugende Idee".

Wie der Tagesspiegel berichtete, will Naumann auf dem für das Mahnmal vorgesehenen Gelände südlich des Brandenburger Tores einen Teil der Shoah-Stiftung des amerikanischen Regisseurs Steven Spielberg ansiedeln.Friedman begrüßte ausdrücklich, daß die Shoah-Stiftung demnächst ihren europäischen Hauptsitz in Berlin haben werde.Er selbst sei allerdings nach wie vor für ein Mahnmal zur Erinnerung an die ermordeten Juden Europas."Das ist unersetzbar," sagte Friedman.Er könne sich vorstellen, daß der bislang favorisierte Entwurf des US-Architekten Peter Eisenman mit den Video-Protokollen der Überlebenden kombiniert wird "Man könnte zum Beispiel in einige der Stelen kleine Bildschirme einbauen und dann 24 Stunden lang am Tag diese Aussagen dokumentieren." Dadurch bliebe der Mahnmal-Charakter erhalten und gleichzeitig würde eine Lern- und Lehrstätte entstehen.

Diepgen hatte die Mahnmal-Entwürfe in der Vergangenheit als zu gigantisch kritisiert und weniger Beliebigkeit sowie mehr Bescheidenheit bei der Umsetzung gefordert.Der Regierende Bürgermeister und Spielberg hatten bereits am Rande der Verleihung des Großen Verdienstordens mit Stern an den Regisseur Mitte September in Berlin über das Projekt gesprochen.Schon damals sei Diepgen von den Vorstellungen sehr angetan gewesen, heißt es.

Skeptisch äußerte sich Lea Rosh vom "Förderkreis zur Errichtung eines Mahnmals".Die Stiftung von Spielberg könne das Denkmal nicht ersetzen, sagte sie.Ihrer Meinung nach sollten die Nachkommen der Täter den ermordeten Juden ein Denkmal errichten und nicht die Juden selbst.Es sei schon eigenartig, wenn sich die neue Bundesregierung von dem alten Konzept verabschiede und einen Juden einlade, an die ermordeten Juden zu erinnern."Das wäre wirklich eine Entsorgung".Nun müsse man erst einmal sehen, was Steven Spielberg dazu sage, meinte Lea Rosh.

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