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Politik: Diplomatisch abgetreten

Nach Differenzen mit dem Präsidenten gibt der iranische Atom-Unterhändler Laridschani sein Amt auf

Teheran - Der iranische Atom-Chefunterhändler Ali Laridschani ist überraschend zurückgetreten. Die Atomverhandlungen werde künftig Vizeaußenminister Said Dschalili führen, erklärte Regierungssprecher Gholam Hossein Elham am Samstag. Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe Laridschanis Rücktrittsgesuch angenommen. Die Hintergründe für den Rücktritt blieben zunächst im Dunkeln. Elham sprach lediglich von „persönlichen Gründen“ und „anderen politischen Aktivitäten“ Laridschanis. Ein für Dienstag geplantes Treffen des EU-Außenbeauftragten Javier Solana in Rom mit einem iranischen Vertreter zum Atomstreit sollte dennoch stattfinden, betonten sowohl Sprecher der EU als auch der iranischen Regierung.

In den vergangenen Monaten hatte es Spekulationen über Differenzen zwischen Laridschani und dem als Hardliner geltenden Präsidenten gegeben. Insbesondere wegen harscher, kompromissloser Äußerungen Ahmadinedschads in der Atomfrage, die Laridschanis diplomatische Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts erschwerten, wolle der Atom-Unterhändler seinen Posten aufgeben, hatte es geheißen. Bislang drang davon aber nichts Offizielles nach außen. Ahmadinedschad habe „schließlich“ eingewilligt, erklärte Elham laut mehreren iranischen Nachrichtenagenturen.

Dschalili werde Laridschanis Amt übernehmen, berichteten die Agenturen Irna und Isna Elham. Der bislang in der Öffentlichkeit wenig bekannte Karrierediplomat ist im Außenministerium für Europa und Amerika zuständig. Bereits das Treffen mit Solana in Rom soll von ihm wahrgenommen werden. Auch Laridschani werde als Delegationsmitglied dabei sein.

Laridschani war seit August 2005 als Vorsitzender des iranischen Sicherheitsrates mit Atomfragen betraut. Vom Westen wurde der studierte Mathematiker und Philosoph als konservativer Pragmatiker geschätzt. Mit seiner gemäßigten Ausdrucksweise hebt er sich deutlich von Ahmadinedschad ab. In der Atompolitik waren allerdings beide gleichermaßen unnachgiebig. Das Nuklearprogramm seines Landes bezeichnete Laridschani einmal als „Perle“. Teheran weigert sich trotz UN-Sanktionen, die Urananreicherung zu stoppen. Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms den Bau einer Atombombe voranzutreiben und will das Land mit Wirtschaftssanktionen zur Einstellung seiner umstrittenen Urananreicherung bewegen.

Erst vor wenigen Tagen hatten die USA nach einem freundschaftlichen Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin wieder vor einem atomaren Wettlauf im Nahen Osten gewarnt. Präsident George W. Bush hatte gar von der Gefahr eines „dritten Weltkriegs“ gesprochen.

Irans Präsident Ahmadinedschad widersprach in diesem Zusammenhang seinem Chefunterhändler Laridschani, der von einer „speziellen Botschaft“ Putins gesprochen hatte: „Putin hat nichts dergleichen gesagt, eine Botschaft war lediglich die der Freundschaft und Zusammenarbeit.“ Laridschani hatte Spekulationen genährt, Putin habe den Iran aufgefordert, im Gegenzug für die Unterstützung Moskaus wenigstens zeitweise seine Urananreicherung auszusetzen. AFP/dpa/Tsp

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