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Politik: Drachen gegen Taliban

Nato beginnt verschobene Offensive in Kandahar

Seit Monaten war sie angekündigt, nun scheint die Schlacht um die Taliban- Hochburg Kandahar im Süden Afghanistans in die heiße Phase zu gehen. Die Kampfhandlungen hätten bereits in der vergangenen Woche begonnen, bestätigte die Nato. Laut „New York Times“ kamen dabei schon 16 Amerikaner ums Leben. In der Provinz Kandahar leben etwa eine Million Menschen. Die paschtunische Region gilt als Geburtsstätte und Hochburg der Taliban-Bewegung.

Tausende amerikanische und afghanische Soldaten sollen in Distrikten im Westen und Norden der Stadt ausgerückt sein, um in Mohnfeldern und Obstplantagen Jagd auf Taliban zu machen. Die Operation, der die Militärs den Titel „Dragon strike“ – Drachenschlag – gegeben haben, gilt als wichtigster Prüfstein für die Afghanistanstrategie von US-Präsident Barack Obama. Parallel zu den militärischen Operationen wollen afghanische und ausländische Kräfte massiv um Vertrauen in der Bevölkerung werben und unmittelbar mit dem Wiederaufbau der Region beginnen. In den Vorwochen hatten sich die Militärs daher mit Dorfältesten zusammengesetzt, um die Lage zu sondieren.

Die Nato verübte offenbar auch drei Luftschläge auf pakistanischen Boden. Nato-Angaben zufolge überflogen Hubschrauber die Grenze, um Extremisten zu verfolgen, die zuvor afghanische Posten attackiert hatten. Die Nato will dabei 50 Aufständische getötet haben. Die USA schicken zwar regelmäßig unbemannte Drohnen nach Pakistan, um dort angebliche Taliban-Verstecke zu bombardieren. Aber bemannte Luftschläge auf Pakistans Boden sind selten.

In Kandahar sollen mindestens 8000 Soldaten im Einsatz sein. Medienberichten zufolge sollen sie die Aufständischen in den Distrikten Arghandab, Zhari und Panjwai vertreiben. Zhari ist der Geburtsort von Taliban-Führer Mullah Omar. „Wir erwarten harte Kämpfe“, sagte der deutsche General und Sprecher der von der Nato geführten Internationalen Schutztruppe (Isaf) Josef Blotz. „Es ist eine bedeutsame Bodenoperation mit Luftunterstützung.“

Kandahar gilt als Schlüsselregion am Hindukusch. Die Operation, die eigentlich im Juni beginnen sollte, wurde deshalb als „Entscheidungsschlacht“ gehandelt. Afghanistans Präsident Hamid Karsai, der ebenfalls von hier stammt, hatte sich jedoch zunächst gegen den Einsatz gestellt. Eine Testoffensive im Süden, die Mitte Februar begann, verlief zudem zäher als gedacht. Bis heute konnten die Truppen dort keinen Erfolg melden.

Die afghanische Wahlkommission teilte unterdessen mit, wegen Unregelmäßigkeiten und Betrugsverdachts müssten in mindestens sieben Provinzen Stimmen der Parlamentswahl vom 18. September neu ausgezählt werden. mit epd

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