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Politik: Drei Abgesandte von Al Qaida?

Düsseldorf - Ottmar Breidling hat sich nicht darauf eingelassen, schon zu Beginn des Verfahrens Anträge der Verteidiger zu hören. Der Vorsitzende des Staatsschutzsenats in Düsseldorf lässt sich seinen Zeitplan nicht durcheinander bringen: „Die Anträge sind jetzt abgelehnt.

Düsseldorf - Ottmar Breidling hat sich nicht darauf eingelassen, schon zu Beginn des Verfahrens Anträge der Verteidiger zu hören. Der Vorsitzende des Staatsschutzsenats in Düsseldorf lässt sich seinen Zeitplan nicht durcheinander bringen: „Die Anträge sind jetzt abgelehnt. Wir hören erst einmal die Vertreter der Anklage.“ Den Verteidigern bleibt nur stiller Protest. In einer Verhandlungspause werden sie den Herrn Vorsitzenden rügen, aber die Bundesanwälte hatten erst einmal Gelegenheit, ihre Vorwürfe gegen die drei Angeklagten zu präsentieren.

Mindestens zwei der drei jungen Männer gehören für sie zu Al Qaida. Sie sollen eine terroristische Vereinigung gegründet haben, um tödliche Anschläge im Nahen Osten vorzubereiten. Ibrahim Mohamed Khalil war nach Überzeugung der Bundesanwälte der Kopf der Gruppe. „Er war in die Kommandostruktur der Al Qaida bis hin zu Osama bin Laden eingebunden.“ Khalil soll die beiden anderen angeworben haben. Mit den beiden Brüdern Shaweesh hatte er offenbar leichtes Spiel, mindestens der Ältere, der heute 32-jährige Jasser Abou, war offenbar bereit, für Allah bei einem Selbstmordanschlag im Irak zu sterben.

Jassers Bruder Ismael sollte nach Überzeugung der Anklage gemeinsam mit Khalil von einem groß angelegten Versicherungsbetrug profitieren. Er sei zwar kein Mitglied, aber Unterstützer von Al Qaida geworden. Insgesamt zehn Policen mit einem Gesamtwert von rund 1,3 Millionen Euro hatte man auf Jasser Abou abgeschlossen. Nach einem in Ägypten fingierten Verkehrsunfall mit angeblich tödlichem Ausgang wollte man das Geld in Deutschland kassieren. „Ismael war der Begünstigte, ein Teil davon sollte an Al Qaida weiterfließen“, glauben die Bundesanwälte nachweisen zu können. Neben den schon existierenden zehn Versicherungen fand man 24 weitere Policen über zusätzlich drei Millionen Euro, alle ausgestellt auf Jasser Abou; die waren noch nicht rechtsgültig abgeschlossen, als sich die Behörden am 24. Januar des vergangenen Jahres zum Zugriff entschieden.

Diesen Teil der Geschichte wird das Gericht in den kommenden Monaten näher beleuchten. Das Bundeskriminalamt hatte die drei damals schon seit Monaten im Visier und lauschte bei vielen Gesprächen mit. So hörten die Ermittler, dass Jasser Abou von Ägypten in den Irak reisen und sich dort bei einem Selbstmordanschlag wirklich in die Luft sprengen wollte. Außerdem war in den belauschten Telefongesprächen viel die Rede davon, dass man waffenfähiges Plutonium in Europa zu kaufen versuchte, was das Gericht, so ist ein rechtlicher Hinweis zu werten, sehr erst nimmt.

Für die Verteidiger sieht die ganze Sache völlig anders aus. Für sie sind die drei Angeklagten allenfalls Aufschneider, die ihre jeweiligen Gesprächspartner mit erfundenen Geschichten zu beeindrucken versuchten. In der Tat hatten auch die Auswerter des Bundeskriminalamtes gelegentlich Zweifel. Diese Zweifel werden die Verteidiger in den Mittelpunkt stellen. Allzu viel Hoffnung sollten sie sich allerdings nicht machen: Das Gericht hat die Zweifel ins Kalkül gezogen und die Anklage doch zugelassen.

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