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Politik: Dresslers Ratschläge für Jerusalem: Die falsche Botschaft (Kommentar)

Es ist so eine Sache mit der Diplomatie. Einerseits ist sie höchst erwünscht, andererseits wird sie oft verwünscht.

Es ist so eine Sache mit der Diplomatie. Einerseits ist sie höchst erwünscht, andererseits wird sie oft verwünscht. "Er äußerte sich diplomatisch", diese Wertung kann einmal nichtssagend bedeuten, im besseren Fall zurückhaltend. Beides trifft auf Rudolf Dreßler nicht zu. Der Sozialdemokrat soll nach einem Kabinettsbeschluss im September deutscher Botschafter in Israel werden. Dieser Posten erfordert aus bekannten Gründen zwar einen politischen Kopf. Das ganz gewiss. Aber er erfordert auch hohes diplomatisches Geschick. Dreßler ist ein streitbarer Parlamentarier mit starker Rhetorik, kein gelernter Diplomat. Sonst hätte er nicht, noch vor seiner Ankunft in Israel, einer internationalen Verwaltung Jerusalems das Wort geredet. Denn erstens ist das eine Diskussion, die Ende der vierziger bis Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts geführt und inzwischen ad acta gelegt worden ist. Zweitens wollen weder Israelis noch Araber - zwischen denen die Präsenz in Jerusalem der große Streitpunkt ist - die Internationalisierung. Drittens wirkt es stets vermessen, wenn sich ein Diplomat noch vor Amtsantritt ungebeten in höchst brisante Angelegenheiten seines Gastlandes einmischt. Noch dazu, wenn es ein Deutscher in Israel tut. Diplomatisch ausgedrückt: Eine Entschuldigung ist das Mindeste.

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