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Politik: "Dyba vergiftet die Debatte" - der Münchner Erzbischof attackiert auch den Staat: Abtreibungsrecht fördert Tötung

Mit scharfen Worten hat der Münchner Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, sowohl den Staat als auch den Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba angegriffen. Das heutige Abtreibungsrecht fördere die Tötung Ungeborener, sagte Wetter am Mittwoch in München.

Mit scharfen Worten hat der Münchner Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, sowohl den Staat als auch den Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba angegriffen. Das heutige Abtreibungsrecht fördere die Tötung Ungeborener, sagte Wetter am Mittwoch in München. Der Gesetzgeber missbrauche die Schwangerschaftskonfliktberatung als Deckmantel für die Fristenlösung und tue alles, um das "Unrecht unsichtbar zu machen".

Seinem Amtsbruder Dyba warf der Kardinal vor, er habe die Auseinandersetzung "vergiftet". Dybas "böses Wort", der Beratungsschein sei eine Tötungslizenz, sei irreführend und falsch und beleidige die Beraterinnen. Wer in dieser Weise gegen die Bischöfe agitiere, könne sich nicht auf den Papst berufen. Zu Dybas Kritik an der Laienstiftung "Donum Vitae" sagte Wetter: "Auf diesem Niveau möchte ich nicht sprechen."

Die sieben bayerischen Bistümer werden sich nach den Worten des Münchner Kardinals einheitlich aus dem staatlichen Beratungssystem zurückziehen. Der Vorsitzende der Bayerischen Bischofskonferenz ließ aber offen, wie lange die Übergangszeit sein wird. Eine Kommission soll klären, wie in Zukunft in Bayern eine katholische Beratung ohne Schein organisiert werden soll.

Als erste Diözese hat das Erzbistum Paderborn den Ausstieg aus der Schwangeren-Konfliktberatung zum Ende des Jahres angekündigt. Wie Erzbischof Degenhardt am Mittwochabend in Paderborn mitteilte, verzichtet das Bistum vom 1. Januar 2000 an auf die weitere Ausstellung von Beratungsscheinen, die für eine straffreie Abtreibung notwendig sind.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Lehmann, sprach sich erneut für den Verbleib der katholischen Kirche im staatlichen Beratungssystem aus. Der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur" sagte Lehmann, es gebe "eigentlich keine durchschlagenden Argumente" dagegen. Gefährlichste Folge des kirchlichen Rückzugs sei es, dass der Staat in der Schwangerenkonfliktberatung keinen größeren Partner mehr habe, der flächendeckend in der Lage sei, so zu beraten, wie es das Bundesverfassungsgericht 1993 vorgeschrieben habe, sagte Lehmann. Er räumte ein, er empfinde das Ergebnis der zurückliegenden Wochen als persönliche Niederlage. Es sei der Kirche offensichtlich nicht gelungen, die richtigen Kommunikationsformen zu finden. In diesem Zusammenhang kritisierte Lehmann einen zunehmenden Zentralismus in der katholischen Kirche. Die "römische Entscheidung" zur kirchlichen Konfliktberatung in Deutschland habe der Kirche auf vielfältige Weise geschadet, schrieb Lehmann in einem Beitrag für die Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben".

Die Erste Vorsitzende des Vereins "Donum Vitae", Waschbüsch, hat von den Bundesländern dieselben finanziellen Zuschüsse gefordert, wie sie andere Organisationen in der Schwangerenkonfliktberatung erhalten. Der Mitbegründer der Laienorganisation und CDU- Bundestagsabgeordnete Kues wies die Kritik Dybas an dem Verein zurück. Im NDR bezeichnete er den Erzbischof als "Brandstifter und Scharfmacher". Dyba verschärfe Auseinandersetzungen in der Kirche, "die im Endeffekt zerstörerisch sind". Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin (SPD) sprach sich für den Verbleib der katholischen Kirche in der Beratung aus.

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