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Politik: Ein Glück wird kommen

PROGNOSE

Das erste Mal, als ich Tanja sah, irgendwo in einer Münchner Journalistenschule, da wollte sie in eine Höhle, in eine tiefe Höhle, in der viele starke, wilde Männer arbeiteten. Sie sagte, sie will dorthin, unbedingt, will diese Welt der Tieftunnelbauer beschreiben. Sie verschwand also tagelang in dieser Höhle – und schrieb eine ziemlich sehr gute Geschichte. Was lernen wir daraus? Tanja kann gut mit Männern umgehen und ist mutig – beides vorzügliche Voraussetzungen für den Start in eine gute Ehe.

Alex, ihr Zukünftiger, ihr Gegenwärtiger, saß übrigens auch in dieser Journalistenschule, und auch er suchte das Abenteuer: Er schleuste sich in eine Drückerkolonne ein, was mit einer Verfolgungsjagd endete; Alex konnte sich gerade noch vor den Drückern in einen Zug retten. Was wir daraus lernen? Alex kann nicht ganz so gut mit Männern, was für das Gelingen einer Ehe ja nicht ganz so schlimm ist.

Zurück zu Tanja und zur Frage, ob sich manche ihrer weiteren Eigenschaften mit den Anforderungen einer Ehe in Gleichklang bringen lassen. Um es gleich vorwegzunehmen: Ja, auch da sieht alles gut aus. Da ist beispielsweise ihr ausgeprägter Wille, den sie aber recht geschickt zu verbergen weiß. Anders ausgedrückt: Man macht eigentlich immer, was sie will - nur merkt man es nicht.

Ich zum Beispiel bin mit ihr nach Zürich geflogen, um einen Star-Therapeuten in Sachen Paarbeziehung zu interviewen. Wir saßen vorher in einem Café und überlegten uns Fragen. Ich dachte, natürlich, es geht um Journalismus. Sie hatte vermutlich den bevorstehenden Heiratsantrag von Alex im Kopf – und klopfte ihn sozusagen geistig mit einem Fachmann durch. Welche Sätze möchte man in einer Partnerschaft nie wieder hören? Wie trägt man Konflikte aus? Wie setzt man sich bei der Wohnungseinrichtung durch? Dann hat sie den Herrn Willi, den Beziehungs-Papst, noch ein paar Dinge gefragt, die wir dezenterweise hier verschweigen. Wie auch immer, irgendwann landete sie bei dem Thema, ob denn die Ehe eigentlich noch zeitgemäß sei. Ja, donnerte Willi, und wie, für ihn sei es immer das große Zeichen einer großen Liebe, wenn man sich einander verspreche. Glück gehabt, Alex!

Stephan Lebert

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