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Politik: Ein Moslem für alle Fälle

Zalmay Khalilzad vertritt Washingtons Interessen im Irak

Er ist Washingtons Moslem vom Dienst. US-Präsident George W. Bush schickte Zalmay Khalilzad kurz nach dem Fall der Taliban als Sondergesandten nach Afghanistan. Dort wurde der Amerikaner mit afghanischen Wurzeln in den vergangenen Monaten jedoch kaum noch gesehen, denn seit Anfang Dezember 2002 ist der 51-Jährige zusätzlich „Beauftragter für die freien Iraker". Die ließen den Krisendiplomaten aus Bushs Nationalem Sicherheitsrat bisher allerdings auflaufen. Auch ihre erste, von Khalilzad organisierte Zusammenkunft nach dem Sturz des Saddam-Regimes am Dienstag in Ur bei Nassirijah war schon gescheitert, bevor der erste befreite Iraker das Wort ergriff: Selbst der vom US-Verteidigungsministerium als Übergangsführer des Irak favorisierte Ahmed Chalabi schickte nur einen Vertreter.

Diese Nachricht muss für Khalilzad bitter gewesen sein, denn die beiden Männer haben vieles gemeinsam – nicht nur die Vorliebe für edle Anzüge. Beide studierten in Chicago bei dem Mathematiker und Politologen Albert Wohlstetter, ein Mann, der auch die Oberfalken in der US-Regierung, Vizepräsident Dick Cheney und Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz, prägte. Khalilzad, Sohn eines Beamten des afghanischen Königs Sahir Schah, blieb nach dem Studium in den USA, genauer gesagt an der Seite von Wolfowitz. Mit ihm arbeitete er in den achtziger und frühen neunziger Jahren im Außen-, dann im Verteidigungsministerium, den Nahen und Mittleren Osten fest im Blick.

Vor Saddam Hussein hat Khalilzad in Washington schon immer gewarnt. Weniger Weitsicht bewies er, als er später im Auftrag eines US-Ölkonzerns Geschäfte mit den Taliban anzubahnen versuchte und für deren Anerkennung warb. Als Sonderbeauftragter für das neue Afghanistan erlaubte sich Khalilzad einige gänzlich undiplomatische Schnitzer. Bei der Loya Dschirga im Juni 2002 drängte er den früheren König Sahir Schah beinah brutal zum Rückzug und stellte sicher, dass Hamid Karsai Präsident bleiben konnte. Karsai wurde von seinen Landsleuten danach jedoch zur Marionette Washingtons abgestempelt – Khalilzad zum heimlichen „König von Kabul“ ernannt.

Herausragende Erfolge kann Kahlilzad nur wenige vorweisen. Zu seinen größten gehört wohl, dass er es schaffte, die irakischen Kurden für den Kampf gegen Saddam Hussein zu motivieren, sie nach den Schlachten um Kirkuk und Mossul aber zum schnellen Rückzug aus den Ölstädten bewegen konnte. Damit verhinderte er den Einmarsch der Türkei in den Nordirak und wohl auch einen kurdisch-türkischen Krieg.

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