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Politik: Ein "Sandwich" aus Landschaften und ein grünes Ufo: Die Weltausstellung in Hannover nimmt Gestalt an

Die Zeit bis zum Start der Expo wird knapp, auf der riesigen Baustelle an Hannovers Messegelände herrscht Hochbetrieb. Tag und Nacht sind Bauarbeiter zugange, in der Dunkelheit unterstützt von riesigen Scheinwerfern.

Die Zeit bis zum Start der Expo wird knapp, auf der riesigen Baustelle an Hannovers Messegelände herrscht Hochbetrieb. Tag und Nacht sind Bauarbeiter zugange, in der Dunkelheit unterstützt von riesigen Scheinwerfern. Dort, wo in wenigen Wochen Millionen von Besuchern flanieren sollen, befinden sich jetzt vielfach noch lehmige Schlammlöcher.

Die Expo von Juni bis Oktober wird ein gewaltiges Medienspektakel. Im Deutschen Pavillon, der mit seinen gebogenen Glasfronten durchaus ein "Wahrzeichen" dieser Expo werden kann, erwartet die Besucher etwa eine Multi-Media-Show - mit dreidimensionalen Effekten, optischer und akustischer Untermalung. Am "Baum des Wissens" sind neun Bildschirme montiert, die nacheinander eine Zugfahrt widerspiegeln sollen. Außerdem präsentieren sich die Bundesländer mit Besonderheiten. Bayern will zum Beispiel einen Teil der Zugspitze ausstellen - getreu dem selbstbewussten Motto "Top for Germany".

Die Zahl der Ungewissheiten über die Expo wird täglich geringer. So stehen jetzt bereits die meisten "Nationentage" fest - Daten, an denen sich ein Land besonders herausputzen soll. Jede Menge Staatsgäste haben ihr Erscheinen in Hannover zugesagt, angefangen vom österreichischen Bundespräsidenten Thomas Klestil - dem derzeit niemand auf deutscher Seite so richtig herzlich die Hand schütteln will - bis zum schwedischen König Carl Gustav und dem australischen Regierungschef John Howard. Die Nationentage beginnen jeweils mit einer Großveranstaltung auf der Plaza, dem riesigen zentralen Platz des Expo-Geländes, der vom deutschen Pavillon und von einer Arena mit mehr als 13 000 Sitzplätzen flankiert wird.

Eigenwillig sind die Nationen-Pavillons auf dem neuen, 60 Hektar großen Expo-Gelände im Osten. 190 Länder nehmen an der Expo teil, etwa 50 Staaten präsentieren sich mit einer eigenen Halle. Auffällige Projekte haben etwa die Holländer, die ein 40 Meter hohes "Sandwich" aus mehreren Landschaften präsentieren. Das kleine Bhutan will mit einer buddhistischen Tempelanlage überraschen, die Finnen wiederum pflanzen 100 Birken in die Mitte ihres Pavillons und erzeugen künstlichen Wind. Hauptsächlich aus Papier produziert wird der japanische Pavillon in Gestalt eines großen Palastes. Eine überdimensionale "Blume für die Welt" errichtet Venezuela, die Vereinigten Arabischen Emirate bauen ein Wüstenfort. Dazu lassen sie extra Sand und sogar einige Kamele einfliegen.

Das Motto der Expo "Mensch-Natur-Technik" lässt viele Interpretationen zu. Hauptsächlich geht es um die Grenzen des Menschen, um Überbevölkerung, Energieversorgung, Gesundheit und die Sorgen in einer immer komplizierter werdenden, technisierten Welt. Ein "Themenpark" in den neuen Messe-Hallen soll zu diesen Problemen hinführen und Lösungen anbieten. Manches mutet futuristisch an, so wieder "Planet M" des Bertelsmann-Konzerns unmittelbar neben der Plaza. Eine riesige Multi-Media-Show sollen die Besucher hier erleben. Und nachts soll das kugelförmige Gebäude - einem Ufo gleich - grün leuchten.

Die Expo will jedoch mehr als eine Mischung aus Informationsshow und Multi- Media-Effekten sein. Sie wird auch als riesiges Fest geplant. Abends werden am Expo-See neben dem Messe-Turm große Lichtspiele auf Leinwänden aus Wasser angeboten, außerdem werden jeden Tag Stars zu Konzerten erwartet. Manches Gerangel um mehr oder weniger bekannte Künstler sorgt international für Aufsehen. So konnte beispielsweise der Volksmusiker Karel Gott aus Tschechien nach anfänglichen Problemen noch ermuntert werden, den Beitrag seines Landes während der Expo selbst vorzustellen.

Je näher der Eröffnungstermin rückt, desto stärker treten die Expo-Sorgen in den Hintergrund: Werden genügend Eintrittskarten verkauft, wird die Ausstellung mit einem größeren als bislang erwarteten Defizit enden, nehmen die Verkehrsprobleme rund um das Gelände überhand? Diese heißen Diskussionsthemen der vergangenen Jahre scheinen momentan wie weggeblasen. Es mag daran liegen, dass sich langsam die Vorfreude Bahn bricht. Wer sich in diesen Tagen auf dem Expo-Gelände umschaut, erkennt immerhin immer klarer die Konturen der Ausstellung - und die sind beeindruckend. Auch wenn an einigen Plätzen die Pavillons der Nationen noch nicht stehen, gilt doch für die überwiegenden Fälle: Alle dürften rechtzeitig fertig werden. Und dann will sich Hannover am 1. Juni von seiner besten Seite zeigen.

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