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Nach dem Sprinklerschaden in der Deutschen Oper muss die Bühne noch trocknen.

© Maurizio Gambarini, dpa

Anhalter Bahnhof: Eine kleine Wassermusik in der Deutschen Oper

Gute Nachricht nach dem Wasserschaden: Am Silvesterabend kann in der Deutschen Oper wieder gespielt werden. Ein Kommentar.

Ganz schön hinterhältig: Auf das Unglück der Deutschen Oper mit der Sprinkleranlage reagierte das Schlossparktheater am Mittwoch mit einer Mitleidsmail – die allerdings auch eine „gute Nachricht“ enthielt „für die Zuschauer, die nun vermutlich den Silvesterabend nicht an der Deutschen Oper verbringen können“: Die Steglitzer Bühne habe am 31. Dezember noch ein paar Plätze frei.

Einen Musiktheaterbezug gibt es bei der Sprechbühne immerhin: Um 20 und um 23 Uhr tritt in Steglitz der Countertenor Jochen Kowalski auf, einst Publikumsliebling an der Komischen Oper. Und von Donnerstag bis Samstag zeigt das Schlossparktheater seine sehr gelungene Produktion der „Kameliendame“, also das Schauspiel von Alexandre Dumas, von dem sich Verdi auch zu seiner „Traviata“ inspirieren ließ.

Zunächst nur konzertant

In der Deutschen Oper wiederum findet sich an Silvester Giacomo Puccinis „La Bohème“ auf dem Spielplan, noch so ein herzergreifendes Musikdrama, das auf einer französischen Vorlage beruht. Und das ebenfalls in Paris spielt. Übrigens sieht es gut aus für alle, die bereits ein Ticket dafür besitzen. Denn mittlerweile konnte der Eiserne Vorhang wieder geöffnet werden. Und weil ja sowohl die Solisten und der Chor wie auch die Dirigenten und das Orchester bei der Havarie trocken geblieben sind, läuft der Betrieb Stück für Stück wieder an. Zunächst nur mit konzertanten Aufführungen im Kostüm, aber immerhin.

Rein sprachlich betrachtet sind Wasser und Noten ja eigentlich keine Feinde. Bei einer tollen Aufführung reißt einen der Fluss der Musik mit, die Töne perlen nur so, Klangkaskaden ergießen sich Richtung Saal. Und am Ende gibt es tosenden Beifall.

"Klassik ist für Aale da!"

Bedrich Smetana vertonte die „Moldau“, Debussy „La mer“, Schubert schrieb das „Forellen-Quintett“, Wagners „Rheingold“ spielt teilweise unter Wasser. Händels „Wassermusik“ gehört ebenso zum klassischen Kanon wie das Werk des Herrn Bach aus Eisenach. Die Vertreter einer barrierefrei zugänglichen Hochkultur haben es ja schon immer gefordert: Klassik ist für Aale da!

Auch in der Deutschen Oper gab es übrigens schon Produktionen, in denen das kühle Nass eine tragende Rolle spielte: Günter Krämers „Entführung aus dem Serail“ spielte auf einer Insel, um die ferngesteuerte Krokodile kreisten. Und bei Debussys „Pelléas et Mélisande“ wurde die Bühne sogar so weit geflutet, dass man mit einem Kahn darauf herumfahren konnte. Die Betroffenen, Künstler wie Besucher, dürfte das jetzt allerdings einen feuchten Kehricht interessieren.

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