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Politik: Eine Urgrüne kehrt zurück an die Spitze

Claudia Roth will wieder Parteichefin werden

Langsam robbte sich Claudia Roth am Samstag an die Personalie heran. Seit Tagen gingen Meldungen durchs Land, die Ex-Vorsitzende wolle erneut an die Spitze der Grünen. Sind solche Meldungen falsch? „Nicht wirklich“, lächelte sie. Wenig später machte Claudia Roth es offiziell. „Ich habe mich in den vergangenen Tagen entschieden, das zu tun.“ Am 2. und 3. Oktober wählen die Grünen in Kiel ihren neuen Vorstand.

Reinhard Bütikofer wird wohl erneut antreten. Kochefin Angelika Beer will dann bereits im Europaparlament sitzen. Roth, derzeit Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, würde im Falle ihrer Wahl dieses Amt abgeben, ihr Mandat im Bundestag aber behalten. Die Trennung von Amt und Mandat, inzwischen gelockert, war dem Führungsduo aus Roth und Fritz Kuhn Ende 2002 zum Verhängnis geworden.

In ihrer Rede am Samstag ging Roth mit keinem Wort auf ihre Bewerbung ein. Stattdessen benutzte die „Urgrüne“ (Roth über Roth) neunmal das Wort „böse“ zur Charakterisierung der Union im Allgemeinen und von Angela Merkel im Besonderen. Wer Politik aus der Mottenkiste betreibe, wer wie die Union „mit Volldampf in die Vergangenheit“ wolle, gefährde die Zukunftsfähigkeit Europas.

Erprobte Kämpferin, erfolgreiche Ex-Parteichefin, aber auch in Gemüts-, Seelen- und Herzensangelegenheiten der grünen Basis nahe: Das ist das Kapital, das die Parteilinke mit der Fähigkeit zu aufrichtiger Herzlichkeit und ehrlicher Empörung mitbringt. So ist die 1955 geborene Dramaturgin aus Augsburg und ehemalige Managerin der Politrocker „Ton Steine Scherben“ für viele in der Partei die Wunschkandidatin für die Nachfolge der glücklosen Angelika Beer, bei der am Samstag während ihrer Rede sogar das Mikrofon seine Dienste versagte. Roth dagegen hatte bei ihrer ersten Wahl zur Chefin 91,5 Prozent bekommen – Parteirekord. Das lockt eben.

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