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Der Bischof weg, die Katholiken protestieren: Limburg vor einer Woche Foto: dpa

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Politik: Eine Woche warten, 20 Minuten reden

Papst empfängt Bischof Tebartz-van Elst / Bleibt Limburg vorerst ohne Leitung?

Berlin - Am Montagmorgen predigte Papst Franziskus in der Kapelle von Santa Marta im Vatikan über Geldgier. „Geld kann viel Gutes bewirken, es kann viel Arbeit für das Allgemeinwohl fördern“, sagte Franziskus, „aber wenn eine Person zu stark dem Geld anhängt, zerstört sie sich selbst und die Familie.“ Reichtum an sich ist also nicht verwerflich, auch nicht für den Papst der Armen. Es kommt darauf an, was man damit macht.

Die Predigt liest sich wie ein Kommentar zum Finanzgebaren des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, dem Verschwendung beim Bau seiner Residenz vorgeworfen wird. Wenige Stunden nach der Messe in Santa Marta traf sich der Papst mit ihm, zwanzig Minuten lang. Tebartz-van Elst sprach danach von „ermutigenden Worten“, er sei dankbar.

Eine halbe Stunde vor dem Gespräch mit Tebartz-van Elst hat Franziskus den Kölner Kardinal Joachim Meisner empfangen. Auch was er ihm mit auf den Weg gegeben hat, blieb vertraulich. Meisners Sprecher betonte, dass der Termin schon lange feststand und keine Reaktion auf die Vorgänge in Limburg sei. Meisner hatte Tebartz-van Elst als einziger deutscher Bischof noch vor zwei Wochen in Schutz genommen. Der Kölner Kardinal ist Chef der Rheinischen Kirchenprovinz, zu der das Bistum Limburg gehört.

Am Montagnachmittag warteten in der Verwaltung des Bistums in Limburg viele auf ein Signal aus Rom, das Klarheit darüber schafft, wie es weitergehen soll. Seit der Abreise des Bischofs nach Rom vor einer guten Woche ist das Bistum faktisch ohne Regierung. Theoretisch ist zwar Generalvikar Franz Kaspar der Vertreter des Bischofs. Doch Verantwortliche im Ordinariat sehen ihn als Teil des Problems und wollen mit ihm nicht zusammenarbeiten. Tebartz-van Elst soll ihm von Anfang an die Hoheit über den Bau des Bischofssitzes übertragen haben.

Während Bistumssprecher Martin Wind am Montag davon ausging, „dass der Bischof zurückkommt“, rechneten andere im Ordinariat damit, dass Tebartz- van Elst weder als Bischof noch als Privatperson aus Rom zurückkehren werde. „Es ist ausgeschlossen, dass er zurückkehrt, das Vertrauen ist dermaßen zerstört, dass sein Dienst endgültig behindert ist“, sagte ein leitender Verantwortliche. „Der wird hier doch nicht mal mehr in Ruhe über den Domplatz laufen und sich eine Zeitung kaufen können.“

Im Gespräch mit der Bistumszeitung „Der Sonntag“ sagte auch Domdekan Günther Geis: „Das Vertrauen in Bischof Tebartz-van Elst ist dahin.“ Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei „bei null“. Auch die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung Ingeborg Schillai kann sich „sehr schwer vorstellen, dass unser Bischof weiter unser Bistum leitet“. Ihrer Meinung nach sollte schnell eine Lösung gefunden werden, „die sachlich klar ist und mit der alle leben können“.

Mitarbeiter im Ordinariat haben schon Plan B vorbereitet für den Fall, dass Tebartz-van Elst nicht mehr aus Rom zurückkommt. Der erste Schritt wäre, einen Krisenstab zu bilden und möglichst bald einen kommissarischen Leiter für das Bistum zu finden. Den kann der Papst bestimmen oder das Domkapitel wählt ihn aus seinen Reihen und holt die Zustimmung aus Rom ein.

Seit zwei Wochen erklären täglich um die 30 Christen vor dem Amtsgericht Limburg ihren Kirchenaustritt – doppelt so viele wie sonst. So ist es auch in der Metropole Frankfurt am Main, die zum Bistum Limburg gehört. Claudia Keller

Claudia Keller

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